Täglich beschäftigt unzählige Menschen die Frage, ob sie bei gesundheitlichen Problemen trotzdem zur Arbeit gehen oder sich zu Hause auskurieren sollen. Obwohl das Auskurieren zu Hause hinsichtlich einer langfristigen Genesung vorteilhafter ist, entscheiden sich viele dafür krank ins Büro zu gehen. Gerade in der aktuellen Zeit könnte sich jedoch hinter einem Schnupfen eine Coronavirus-Infektion verstecken. Das Phänomen trotz körperlicher bzw. psychischer Erkrankung zur Arbeit zu gehen wird als Präsentismus bezeichnet und hat seit langem massive gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale Folgen.
Eine aktuelle Studie von Univ.-Prof. Clemens Hutzinger, Ph.D. und Sebastian Stangl, B.Sc. von der Privatuniversität Schloss Seeburg untersucht, wie sich Persönlichkeitszüge und demografische Merkmale von Menschen auf das Phänomen Präsentismus auswirken. Befragt wurden 646 berufstätige Personen, die in der oberen hierarchischen Hälfte ihres Unternehmens tätig sind. Um die Präsentismus-Neigung der Studienteilnehmer*innen vor sowie während der aktuellen Corona-Situation festzustellen, wurden diese gebeten Aussagen zu bewerten wie z.B. “Ich bin weiter zur Arbeit gegangen, als es eventuell besser gewesen wäre, mich krankschreiben zu lassen.”. Alle Aussagen im Fragebogen wurden auf einer Skala von 1 (= stimme gar nicht zu) bis 5 (= stimme völlig zu) beurteilt. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern sowohl vor als auch während Corona vermehrt zu Präsentismus neigen. Das Lebensalter wirkt sich jedoch nicht auf die Präsentismus-Neigung aus. Je neurotischer (z.B. “Ich werde leicht nervös und unsicher.”) desto höher ist die Präsentismus-Neigung vor und während Corona. Während Psychopathie (z.B. “Ich neige dazu keine Gewissensbisse zu haben.”) die Präsentismus-Neigung vor Corona nicht erklärt, hat Psychopathie einen positiven Einfluss auf die Präsentismus-Neigung während Corona.
Daraus ergibt sich die Empfehlung für die Praxis, verstärkt auf Mitarbeiter*innen zu achten, bei denen die untersuchten Charakteristika hoch ausgeprägt sind. Zum einen ist ein besonderes Augenmerk auf diejenigen zu lenken, die leicht ängstlich oder deprimiert werden. Zum anderen sind hier vor allem jene Mitarbeiter*innen zu nennen, die verstärkt antisoziales Verhalten zeigen und sich wenig in andere Menschen hineinversetzen können. Um langfristige körperliche und psychische Leiden der Belegschaft, aber auch wirtschaftliche Probleme für das Unternehmen zu vermeiden, gilt es ein passendes Arbeitsumfeld zu schaffen. In einem solchen Umfeld fühlt sich niemand dem Druck ausgesetzt, krank ins Büro zu gehen. Entsprechende Behandlungen und das Auskurieren von Erkrankungen sollten zur Selbstverständlichkeit werden.
Für weitere Fragen zur Studie wenden Sie sich gerne an Herrn Univ.-Prof. Clemens Hutzinger, Ph.D.
https://www.uni-seeburg.at/universitaet/personen/professoren/prof-dr-clemens-hutzinger/