Die Erforschung der Künste wird am IWF als intellektuelle Auseinandersetzung mit Praktiken der Konzeption und Rezeption vollzogen, als Analyse von Produktions-, Aufführungs- und Rezeptionsakten, aber auch von materiellen und immateriellen Kontexten und Orten, an denen Kunst generiert wird. Künste als Imaginations- und Sozialisationsmedien sollen auf diese Weise umfassend erforscht werden. Der Kunstbegriff wird hierbei differenziert ausgelegt, einerseits im engeren, immanenten, andererseits im erweiterten Sinne, das heißt als eine Praxis, die im Handlungsfeld gesellschaftlicher Anforderungen und Funktionen der Kultur- und Sozialpolitik, der Wirtschaftsförderung und der Stadtplanung agiert. Das Institut widmet der Stellung Wiens in Geschichte, Gegenwart und Zukunft eine besondere Aufmerksamkeit. Sowohl mittels der etablierten Forschungsschwerpunkte als auch der forschungsgeleiteten Lehre gewährt das IWF einen tiefen Einblick in die Kunst und in die Sozial- und Kulturgeschichte der Stadt.
Forschungsschwerpunkte am IWF
Music Mapping Vienna. Urban Experiences and the symbols of politic in the 20th-21st Century
Leitung: Univ.-Prof. Dr. Susana Zapke
Die Fragen, wie Musik im urbanen Kontext als gesellschaftliches Identifikationsinstrument agiert und
wie Musik zu städtischer Symbolpolitik funktionalisiert wird, bilden den Ausgangspunkt des Projekts.
Hierfür wurde die Zweite Republik (1945–2015) als zeitlicher Rahmen gewählt. Die Multifunktionalität
von Musik soll durch einen multimedialen Darstellungsraum (Text, Bild, Audio usw.) erfolgen, der
wissenschaftliche Ableitungen und Aussagen mit jener Erlebnisqualität verbindet, die sich aus der
Rezeption von Musik in dem jeweiligen Verwendungskontext ergibt.
Hausgeschichte – Zeitgeschichte: Politische Transformationen und kulturelles Bewusstsein der
Stadt Wien
In Kooperation mit Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb (Institut für Zeitgeschichte, Uni Wien)
In diesem Projekt wird an der Aufarbeitung der Geschichte der MUK und ihrer Vorläuferinstitutionen —
die Vereine Neues Wiener Konservatorium, Wiener Volkskonservatorium und Konservatorium für
volkstümliche Musikpflege in Wien — gearbeitet. Das geschichtete Quellenmaterial dient als Basis einer
Personaldatenbank, die sowohl das Ausmaß der rassistischen Vertreibung 1938 ff, als auch den Umfang
der Nazifizierung sowie die Vermögenswerte (Provenienzforschung) dokumentiert.
Wissenschaftliche Erschließung Nachlass Rosalia Chladek
In Kooperation mit der Internationalen Gesellschaft Rosalia Chladek und dem Theatermuseum Wien
Leitung: Univ.-Prof. Dr. Andrea Amort
Rosalia Chladek (Brünn 1905 – Wien 1995) war eine der bedeutendsten Vertreterinnen der europäischen
Tanz-Moderne des 20. Jahrhunderts. Prof. Amort war es ein Anliegen, den umfangreichen Textnachlass
von den Erbinnen der Internationalen Gesellschaft Rosalia Chladek zur exklusiven, zeitlich befristeten
Erforschung und Erschließung als Leihgabe zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Landschaft, Regionen, Nationen: Symphonische Musik und die Vorstellung Europas
Leitung: Univ.-Prof. Dr. Stefan Schmidl
Der Ausgangspunkt ist das Verständnis von Musik als „Imaginary Object“, auf die sich Identitäten, aber
auch andere Orientierungs- und Deutungsmuster gründen. Exemplifizierung findet anhand von
komparatistischen Forschungen zu Repräsentationsformen und Metaphoriken statt, die für Europas
Regionen und Nationen in der symphonisch-programmatischen Musik des 19. und 20. Jahrhunderts
gefunden wurden.
Sparkling Science: Deine Tanzsprache trifft meine Farbtöne – Ein Inklusionsmodell
Leitung: Univ.-Prof. Nikolaus Selimov
Die zentrale Intention des Projekts ist die Entwicklung eines auf Tanz, Musik und darstellender Kunst
basierenden Inklusionsmodells für Jugendliche mit und ohne Sehbehinderung aus verschiedenen
Schulen in Wien. Dieses Modell wird im Laufe mehrerer künstlerischer Praxiseinheiten partizipativ
gestaltet und in der Praxisreflektion weiterentwickelt und disseminiert.
Musikalische IKONEN der Stadt Wien
Leitung: Univ.-Prof. Dr. Susana Zapke, Univ.-Prof. Dr. Stefan Schmidl
Die Komponisten Gustav Mahler und Ludwig van Beethoven bilden zentrale Forschungsgegenstände des
IWF. In Kooperation mit der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft und dem Wien Museum werden
neue erklärungsorientierte Forschungsansätze hinsichtlich Rezeptions-und Wirkungsgeschichte,
Mythologisierung, „urban impact“ und urbane Imagebildung am Institut entwickelt.