Zur Zukunft des Wissens: Welchen Beitrag leisten die Universitäten?

Podium von links: Rektor Martin Rummel (Anton Bruckner Privatuniversität), Rektor Univ.-Prof. Dr. Christoph Niemand (Katholische Privat-Universität Linz), Moderator Gernot Hörmann (ORF Oberösterreich), Rektorin Mag.a Brigitte Hütter MSc (Kunstuniversität Linz), Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Stefan Koch (Johannes Kepler Universität Linz)

ChatGPT, KI-generierte Bilder, Unmengen an Informationen im Netz – im Rahmen der Veranstaltungsreihe anlässlich „350 Jahre KU Linz“ diskutierten am 30. März 2023 die RektorInnen der Linzer Universitäten im ORF Landesstudio Oberösterreich über die Zukunft des Wissens: Brigitte Hütter (Kunstuniversität Linz), Stefan Koch (Johannes Kepler Universität Linz), Christoph Niemand (Katholische Privat-Universität Linz) und Martin Rummel (Anton Bruckner Privatuniversität) machten unter der Moderation von Gernot Hörmann (ORF OÖ) deutlich, dass es angesichts gegenwärtiger und zukünftiger Herausforderungen – nicht zuletzt in Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz – um mehr und anderes gehen müsse, als um eine bloße Zunahme an Wissensbeständen.

Einig war man, dass sich Universitäten den Entwicklungen am Sektor der KI proaktiv stellen müssen. Es sei wichtig, Grenzen und Gefahren Künstlicher Intelligenz auszuloten. Vizerektor Stefan Koch unterstrich in diesem Zusammenhang die Frage der Verantwortung für Texte und Ergebnisse. Ganz neu und anders bewusst könne angesichts der KI aber gerade das Spezifische in menschlichen Erkenntnis-, Wissens-, und Schaffensprozessen werden. Der Moment des Verstehens, der Augenblick, wo einem etwas „wirklich aufgeht“, dieses „Erlebnis“ – wie Christoph Niemand mit Emphase sagte – könne nicht einfach an die KI ausgelagert werden. Auch Scheitern sei etwas, das zu diesen Prozessen gehöre, so Martin Rummel, der überdies die Bedeutung des kollaborativen Arbeitens hervorhob: „Das kann die KI beides nicht.“ Darin werde auch ein anderes Wissen sichtbar: emotionales Wissen, die Fähigkeit, Handlungsoptionen zu erkennen und zu entwickeln, die Kompetenz, an Probleme heranzugehen.

Universitäten wollen Orte des kritischen Fragens und des Austausches von Argumenten sein; sie wollen Experimentierfelder und Ermöglichungsräume bieten – Brigitte Hütter sprach vom Mut, Dinge auszuloten – und die Fähigkeit zur Diskussion entwickeln helfen. Das zunehmende Misstrauen innerhalb der Gesellschaft, befeuert noch von selbstverstärkenden „Antwortblasen“ in den Sozialen Medien, erfordere heute und in Zukunft eine solche Stärkung der Diskursbereitschaft. Und gerade das werden Universitäten auch in 20 Jahren noch leisten können – und in noch viel stärkerem Maß zu leisten haben. Und gerade das wird auch in der Vermittlung noch stärkeren Ausdruck finden, in neuen Lehrformen und -formaten ebenso wie in der guten alten Vorlesung. Denn es wird, wie Christoph Niemand bemerkte, auch in Zukunft noch Menschen geben, die die Lust am Denken und Verstehen zusammenbringt – an Universitäten als Orten, wo Wissen nicht einfach KI-generiert „abgerufen“, „bestellt“ und „gekauft“ wird, sondern gemeinsam erarbeitet.

Quelle: Textauszüge der Seite https://ku-linz.at/universitaet/kubilaeum/details/zur-zukunft-des-wissens-welchen-beitrag-leisten-die-universitaeten-1, abgerufen am 4.4. 2023