WKÖ, IV und ÖPUK präsentierten heute die ibw-Studie „Privatuniversitäten – Entwicklung und Ausblick“

Mit dem Inkrafttreten des Privatuniversitätengesetzes im Jahr 1999 wurde die Gründung von Privatuniversitäten in Österreich ermöglicht. Mittlerweile gibt es 13 Privatuniversitäten mit insgesamt 10.200 Studierenden sowie jährlich rund 1.900 Absolventen und 3.200 Studienanfängern. Der Privatunisektor hat sich neben den öffentlichen Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen somit zu einem wichtigen Player im österreichischen Hochschulbereich etabliert.

ibw-Studie: Analyse zu Entwicklung und Status Quo der Privatuniversitäten
Bei der ibw-Studie handelt es sich um die erste umfassende empirische Analyse zu Entwicklung und Status Quo der Privatuniversitäten im Kontext des österreichischen Hochschulsektors: Die Studie beleuchtet zum einen die Situation aus Perspektive der Studierenden, Studienanfänger sowie Absolventen. Konkret: soziodemografische Charakteristika und sozialer Hintergrund, regionale und insbesondere internationale Herkunft, finanzielle Situation, Stipendienbezug, Erwerbstätigkeit neben dem Studium, Studienfortschritt und –zufriedenheit, Einschätzung zukünftiger Arbeitsmarktchancen sowie Arbeitsmarkteinmündung.Zum zweiten werden aus einem systemischen Blickwinkel wesentliche Strukturinformationen zu Lehrpersonal, Betreuungsrelationen, F&E, Finanzierung und internem Qualitätsmanagement der Privatuniversitäten aufbereitet. Drittens wird die Entwicklung des österreichischen Hochschulsystems und insbesondere der Privatuniversitäten vor dem Hintergrund internationaler Trends der Hochschulentwicklung (Stichwort Massification and Diversification of Higher Education) reflektiert. Einschätzungen und Positionen von Experten mit maßgeblicher Relevanz für das Hochschulwesen bieten einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungsoptionen der Privatuniversitäten.

Privatuniversitäten haben sich etabliert – Masterplan für Hochschulsektor nötig
„Privatuniversitäten sind ein integraler Bestandteil unseres Bildungssystems“, betonte Belinda Hödl von der Abteilung für Bildungspolitik der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) anlässlich der Präsentation der ibw-Studie. Die ‚relativ jungen‘ Privatuniversitäten haben sich in Österreich gut etabliert, bieten innovative Studienmodelle an und beleben den Wettbewerb innerhalb des heimischen Hochschulsektors. Hödl: „Was wir nun brauchen ist ein Masterplan: Welcher Hochschultyp macht wo was? Dabei benötigen wir Vielfalt, also einen bunten Blumenstrauß aus Hochschultypen. Der Blick über den österreichischen Tellerrand lohnt sich hier. Die Hochschultypen müssen aber untereinander differenziert sein – nach Bildungsauftrag und Governance.“ Der Masterplan soll gemeinsam mit den bewährten Hochschul-Stakeholdern geschmiedet werden, unter der Federführung des Wissenschaftsministeriums. Hödl abschließend: „Bei dem Masterplan müssen nun verstärkt auch die Privatuniversitäten mitgedacht werden.“

Noch mehr Angebote für MINT, Digitalisierung und Weiterbildung erforderlich
„Privatuniversitäten leisten einen wichtigen Beitrag zur Diversifizierung und Komplementierung der österreichischen Hochschullandschaft. Neben ihrer Rolle als eine Art Experimentierfeld für innovative Studienrichtungen mit Nischencharakter besteht aus Sicht der Industrie das Potenzial, Studienangebote im MINT-Bereich zu schaffen“, so der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer. Auch eine verstärkte Spezialisierung der Privatuniversitäten im Bereich praxisorientierter Studiengänge – in Zusammenarbeit mit Unternehmen – sei vorstellbar. „Ein verstärktes Interesse an Angeboten orten wir durch die Digitalisierung und dem damit verbundenen Weiterbildungsbedarf der Unternehmen, sowie bei den berufsbegleitend Studierenden. Auch eine Vorreiterrolle des Sektors im Bereich der Online-Universität ist dabei jedenfalls denkbar“, hob Neumayer abschließend hervor.

Forderung: gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb des Hochschulsektors
Europaweit betrachtet gibt es ein breites Spektrum an Privatuniversitäten und das Studienangebot ist ausgesprochen vielfältig.  Mittlerweile gehen europaweit rund 7 % aller Universitätsstudierenden an eine Privatuniversität. Auch in Österreich ist der Sektor seit dem Jahr 2002 rasch gewachsen. Die 13 Privatuniversitäten, mit rund 150 markt- und bedarfsorientierten Studiengängen stellen eine wichtige Ergänzung des österreichischen Hochschulsektors dar. Die Zuwächse liegen dabei deutlich über jenen der staatlichen Universitäten sowie Fachhochschulen, dennoch sind es erst 2,8 % der Studierenden, die in Österreich an einer Privatuniversität studieren. Die Österreichische Privatuniversitätenkonferenz (ÖPUK), so der Präsident Karl Wöber, beklagt die unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen die es im Bereich der entgeltlichen Weiterbildungsstudien in Österreich gibt und fordert strengere Zulassungsregeln für alle Anbieter von kostenpflichtigen Studienangeboten. Ein Vergleich der Forschungsaktivitäten und F&E-Personalressourcen wiederum zeige, dass Privatuniversitäten über einen ausgewogenen Mix aus Grundlagenforschung und angewandter Forschung verfügen und eine F&E-Personalstruktur aufweisen, die den staatlichen Universitäten sehr ähnlich sei, erklärt Wöber weiter: „Die Finanzierungsquellen der Forschung sind bei Privatuniversitäten jedoch wesentlich vielfältiger und umfassen mehr private F&E-Mittel.“ Auch bei der Einwerbung kompetitiver Forschungsförderungsgelder agieren Privatuniversitäten sehr erfolgreich: Mit einem Anteil von 15 Prozent der F&E-Mittel aus dieser Quelle liegen die Privatuniversitäten sowohl vor den staatlichen Universitäten (13%) als auch den Fachhochschulen (10%).

Im Bild (vlnr): Mag. Kurt Schmid (ibw), Mag. Belinda Hödl (Abteilung für Bildungspolitik der Wirtschaftskammer Österreich WKÖ), Dr. Karl Wöber (ÖPUK) und Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV)

Link zur Studie:
http://www.ibw.at/de/ibw-studien/1-studien/fb189/P708-privatuniversitaeten-2017
Schmid Kurt, Nowak Sabine, Gruber Benjamin, Petanovitsch Alexander (2017): „Privatuniversitäten – Entwicklung und Ausblick“, ibw-Forschungsbericht Nr. 189

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