Ein Faktencheck zu den Aussagen der öffentlichen Universitäten
Privatuniversitäten sind integraler Bestandteil des Hochschulsystems, in Österreich und international, generieren eine wesentliche Wertschöpfung am Standort Österreich, schaffen Arbeitsplätze, leisten signifikante Forschung in allen Disziplinen und unterliegen strengen Qualitätskontrollen. Aktuell werden sie von den öffentlichen Universitäten unter Beschuss genommen.
Die Fakten des Privatuniversitätensektors
Das Präfix „Privat“ bezieht sich darauf, dass die Universitäten privatrechtlich organisiert sind, nicht aber auf die Finanzierungsform.
Die Privatuniversitäten und Privathochschulen haben 2023/24 21.554 Studierende, davon 16.637 in ordentlichen Studien und 4.917 in Universitätslehrgängen. Das sind 5% der Studierenden in Österreich.
Ohne die Privatuniversitäten gäbe es folglich signifikant weniger Studierende in Österreich.
Mehr als 20% der jährlichen Humanmedizin-AbsolventInnen in Österreich wurden an privatrechtlich organisierten Universitäten ausgebildet.
2022 lag der Anteil der durch Studienbeiträge finanzierten Studienplätze bei 83%. Denn: Für den Anteil der öffentlich geförderten Studienplätze gilt es, die Anzahl der Studierenden zu zählen, die für ihr Studium selbst aufkommen, und nicht die Zahl der Organisationen und die Form ihrer Trägerschaft.
Die Hälfte der Privatuniversitäten mit öffentlicher Förderung sind die ehemaligen Landeskonservatorien, die immer fast ausschließlich von den Bundesländern finanziert werden. Wenn man diese Hochschulen und Universitäten abzieht, dann liegt der Anteil der durch Studienbeiträge finanzierten Studienplätze sogar bei 93% (Werte von 2022).
Landesgelder für Bundesuniversitäten?
Die Unterstützung von privatrechtlich organisierten Universitäten aus Mitteln der Bundesländer wird immer wieder kritisiert. Würden die Länder die punktuelle Finanzierung im tertiären Bildungsbereich streichen, kämen weder diese Gelder noch die Studierenden und ihre entsprechenden Studienplätze bei den Bundesuniversitäten an.
Vorurteil „Mangelnde Ausbildungsqualität“
Dass es insbesondere an Privatuniversitäten im medizinischen Bereich an Ausbildungsqualität mangeln würde, ist eine Behauptung, die auf keinerlei faktenbasierenden Untersuchungen fußt.
Dass Ärztinnen und Ärzte an Privatuniversitäten in Österreich schlecht ausgebildet würden, weisen wir auf das Schärfste zurück. Dem steht sowohl die laufende Qualitätsüberprüfung durch die vom Ministerium eingesetzte Behörde entgegen als auch die Tatsache, dass die Studierenden durchwegs von angesehenen und in Lehre und Forschung erfahrenen MedizinierInnen an österreichischen Universitätsspitälern ausgebildet werden, die ihrerseits die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung gewährleisten.
65% internationale Studierende
Der Sektor der Privatuniversitäten hat mit 65% den höchsten Anteil an internationalen Studierenden.
Viele Privatuniversitäten bieten Studien bewusst für überwiegend internationale Studierende an, drei Privatuniversitäten bilden sogar ausschließlich in englischer Sprache aus. Ein starker Fokus des Sektors liegt im Know-how-Transfer internationaler Studierender, die in Österreich studieren wollen und an öffentlich-rechtlichen Universitäten kein passendes Angebot finden. Diese Studierenden sehen wir als BotschafterInnen des Österreichischen tertiären Bildungsangebotes in der Welt.
Bildungsscheck als Ergänzung zum Gratisstudium
Wenn beispielsweise zum Aufnahmetest Medizin in Österreich mehr als 15.000 Studierende antreten und nur 1.900 an öffentlichen Universitäten aufgenommen werden, zeigt sich, dass das Gratisstudiermodell in kostenintensiven Studien nicht funktioniert. Hier wäre es wesentlich sinnvoller, auf ein Bildungsscheckmodell für begabte Studierende aus bildungsfernen oder Familien mit geringem Haushaltseinkommen umzusteigen.
Dass die Vertreter der öffentlichen Universitäten die Aufnahme der Privatuniversitäten in den Hochschulplan fordern, begrüßen wir. Dies ist eine Forderung, die wir schon lange vorgelegt haben – wir sind relevanter, innovativer und verlässlicher Bestandteil des österreichischen und somit gesamteuropäischen Hochschulsystems.
Hier zur Presseaussendung vom 23.07.2024: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240724_OTS0015/wen-die-privatuniversitaeten-bedrohen