Der Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Salzburg und Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin war in einem Dreiervorschlag der Findungskommission als erstgereihter Kandidat hervorgegangen. Als Stifter der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU), Mitglied in der Curriculumsentwicklung und Universitätsprofessor für Pädiatrie ist er der Paracelsus Universität schon seit deren Gründung 2002 eng verbunden. Sperl ist als Rektor für beide Standorte der Universität, Salzburg und Nürnberg, verantwortlich; seine Funktionen am Uniklinikum Salzburg wird er noch bis nächstes Jahr parallel zu seinem Rektorsamt wahrnehmen.
Erfreuliches Erbe. „Ich übernehme von meinem geschätzten Vorgänger, Gründungsrektor Prof. Herbert Resch, eine gut bestellte Universität mit zwei Standorten, mehr als 1500 Studierenden, 21 Universitätsinstituten, drei großen Forschungszentren, vier Forschungsprogrammen und einem stetig wachsenden Personalstand. Insofern kann ich in einen erfreulichen Grundstock investieren“, erklärt der Mediziner. Im privaten Status der Paracelsus Universität sieht er etliche Vorteile: * Den effizienten Umgang mit Geldmitteln, gepaart mit der beschränkten Studierendenzahl und speziellen, zukunftsträchtigen Forschungsbereichen, die es ermöglichen, den hohen Qualitätsstandard zu halten und weiter auszubauen; * Die Akkreditierungs- bzw. Reakkreditierungspflicht der PMU als private Universität als Qualitätsturbo, die zum ständigen Reflektieren der eigenen Leistung auf allen Ebenen und in allen Bereichen zwingt; * Die Möglichkeit der PMU, zusammen mit staatlichen und internationalen Förderungen und Forschungsgeldern im Sinne eines Hybrid-Modells zu agieren;
* Und auch die Möglichkeit, schneller, beweglicher, flexibler zu sein und dadurch ein interessanter Partner für Industrie- und Anwenderstudien.
Mehr als Biowissenschaften. An der Rektorenfunktion an der PMU reizt Sperl auch „die Trias aus den drei Disziplinen Humanmedizin, Pharmazie und Pflegewissenschaft, die – einzigartig in Österreich – auf einem Campus vereint sind und schon im Studium interagieren“. Dieser Umstand eröffnet ein für ihn vielversprechendes Potenzial. Die Studierenden lernen nicht nur miteinander, sondern auch voneinander; Ressentiments zwischen den Berufsgruppen werden schon früh abgebaut. „Meiner biopsychosozialen Sichtweise kommt entgegen, dass sich die Universität in Lehre und Forschung nicht nur auf die Biowissenschaften konzentriert, sondern auch auf die sozialen Aspekte in der gesamtheitlichen Zusammenschau auf den Menschen. Einerseits durch die multiprofessionelle Versorgungsforschung im Bereich Public Health, andererseits durch die Stärken in den Bereichen Psychologie und Psychotherapie an den beiden Standorten Salzburg und Nürnberg. Diesen biopsychosozialen Zugang möchte ich noch stärker einfließen lassen“, sagt Sperl.
Visionen und Pläne. Hochrangige Forschungsprojekte seien nur universitätsübergreifend und in der Vernetzung mit potenten Partnern möglich, weil sich hier Spitzenforschungsleistungen und Know-how ergänzen und befruchten: „Durch das Universitätsklinikum Salzburg und das Klinikum Nürnberg gibt es nicht nur die wissenschaftliche Zusammenarbeit in Projekten, sondern auch eine intensive Einbindung der Klinker*innen in die grundständige und postgraduelle Lehre.“
Einen großen und wichtigen Schwerpunkt stellt für Wolfgang Sperl das Zusammenwachsen der Paracelsus Universität und des Universitätsklinikums Salzburg zu einem gemeinsamen Campus dar, unter anderem, um den Einfluss der PMU im vorklinischen und klinischen Bereich zu stärken und in der Gesamtheit beider Partner zu leben. Auch die Vernetzung – besonders mit der Paris Lodron Universität Salzburg, aber auch mit der Fachhochschule Salzburg und anderen Partnern der Salzburger Hochschulkonferenz – soll noch intensiver werden und dadurch auch der Wissensinput und -transfer.
Aktuell hat für ihn die Stärkung interner Strukturen großes Gewicht, zum Beispiel mit dem Ausbau des Forschungsbüros in eine Unit für Forschungsmanagement und Technologietransfer (FMTT) und mit der Stärkung der IT (mit den Bereichen Application Management, Infrastructure Management, Media Technology) im Hinblick auf die Forcierung der digitalen Lehre.
Lehre neu. Im Rahmen der Reakkreditierung der PMU, die zurzeit vonstattengeht, wird das Diplomstudium Humanmedizin in ein Bachelor-/Masterstudium umgewandelt, das sei „eine riesige Herausforderung“. Ein neues, englischsprachiges Ph.D.-Programm und der geplante Einstieg in das Erasmus-Programm sollen die Internationalisierung weiter forcieren. „Die forschungsbasierte Lehre steht natürlich weiterhin im Mittelpunkt, das verpflichtende Forschungstrimester mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern ist nach wie vor eine Besonderheit der PMU“, erklärt der neue Rektor. Gleichzeitig wird an der Modernisierung des Studienablaufs mit verbesserter Didaktik und neuen Lehrmethoden gearbeitet. Die Covid-Krise habe die Digitalisierung ein großes Stück weit nach vorne getrieben, die Weiterentwicklung der Tele-Lehre und virtuell gestützten Lehre (der so genannten „X-Reality“ mit Virtual, Augmented und Mixed Reality) wird nun weiterentwickelt und schrittweise implementiert.
Forschung neu. Eine Evaluierung der Forschung durch den FWF hat eine sehr positive Beurteilung der Forschungsaktivitäten eingebracht, aber auch Anregungen hinsichtlich deren Fokussierung und Bündelung. Hierfür – und auch für Transition und Transfer von Forschungsleistungen – soll das neu geschaffene FMTT wertvolle Arbeit leisten. Besonders das GMP-Labor, das im Rahmen des Zentrums für Querschnitt- und Geweberegeneration Salzburg (Spinal Cord Injury & Tissue Regeneration Center Salzburg – SCI-TReCS) geschaffen wurde, sei eine Forschungseinheit mit „Kronjuwelen-Charakter“ und ein international sichtbarer Player und Kooperationspartner in der Entwicklung innovativer Vesikel-Therapien.
Vorschusslorbeeren. Beim Pressegespräch mit dabei war – neben dem langjährigen PMU-Kanzler Michael Nake für die Darstellung der Finanzierung – auch Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl. Dieser wird nicht nur als Gesundheits- und Spitalreferent des Landes Salzburg, sondern auch als Vorsitzender des Stiftungsrats der Universität eng mit dem neuen Rektor zusammenarbeiten. „Ich kenne Prof. Sperl bereits seit vielen Jahren als Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde und Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin. Neben seiner enormen Sach- und Fachkompetenz schätze ich vor allem auch seine Professionalität, seinen persönlichen Einsatz und seine hohen sozialen Kompetenzen“, erklärt Stöckl.