Dabei sollte die komplexe Thematik in interdisziplinärer Breite und aus liturgietheologischer und pastoraler Perspektive diskutiert werden, so das Anliegen der Veranstalter Univ.-Prof. Ewald Volgger und Ass.-Prof. Predrag Bukovec. Die Resonanz auf die Tagung war erheblich und offenbart das enorme kirchliche und öffentliche Interesse. Teilnehmende und Referierende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum beteiligten sich an der Zoom-Konferenz und brachten ihre Erfahrungen aus der Pastoral, Kirchenleitung, Wissenschaft und Ökumene ein.
Die Tagung startete am Freitag mit einem religionssoziologischen Vortrag von Univ.-Prof. Christian Spieß (Linz), der die gesellschaftlichen Vernetzungen des Themas skizzierte und besonderes Augenmerk auf die Triage im klinischen Alltag legte. Ihm folgte der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer, der die theologischen Herausforderungen dieser Krise aus der Sicht eines Bischofs entfaltete und dabei um verstärkte Sensibilität für die theologische Kategorie „Stellvertretung“ warb.
Der im engeren Sinne liturgiewissenschaftliche Teil der Tagung wurde angeführt von Prof. Martin Stuflesser (Würzburg); Stuflesser unterstrich, dass das Paschamysterium als Kerngehalt jeder Liturgie die entscheidende Größe bleibt. Ferner betonte er die Wichtigkeit statistischer Erhebungen für eine wissenschaftliche Aufbereitung der Coronakrise. Im Anschluss daran widmete sich Univ.-Prof. Reinhard Meßner (Innsbruck) den magischen Aspekten, die an der gottesdienstlichen Praxis wahrnehmbar werden. Ass.-Prof. Predrag Bukovec entfaltete ein Panorama der Bewältigungsstrategien, die in der weltweiten Ökumene forciert werden: Die exemplarisch diskutierten Maßnahmen – z. B. Eucharistisches Fasten (Anglikaner in Kanada), Kommunionlöffel (Orthodoxie) und Digitales Abendmahl (evangelische Kirchen) – verweisen sowohl auf mutige Pionierlösungen als auch zum Teil auf bremsende Kräfte, die sich mit der Krise schwertun. Den Abendvortrag gestaltete Militärseelsorger Stefan Gugerel (Enns), der die Liturgie im Cyberspace fundamentaltheologisch ausdifferenzierte.
Am Samstag stellten Franz Josef Zeßner (Wien) und Heiner Schweigkofler (Belgioioso) ihre Erfahrungen aus den momentan besonders kritischen Bereichen der Seelsorge vor: Zeßner berichtete aus der Caritas Socialis und der Pastoral mit alten Menschen, während Schweigkofler mittendrin im Corona-Hotspot Lombardei im Krankenhaus tätig war. Nach diesen sehr eindrücklichen Berichten und Bildern teilte ebenfalls aus erster Hand der ÖBK-Generalsekretär Peter Schipka seine Erfahrungen im Dialog zwischen Kirchen und Staat: Schipka beobachtet eine durch die Krise eingespieltere Kooperation, die die verfassungsrechtlich garantierte Autonomie der Religionsgemeinschaften achtet. Der kritische Schlussvortrag wurde von Ingrid Fischer (Wien) gehalten, die zentrale Bruchlinien und Probleme identifizierte, welche durch die Krise deutlicher zu Tage treten, u. a. divergente Wahrnehmungen unter den Betroffenen, machtkybernetische Unklarheiten und Entleiblichungstendenzen.
Die Beiträge der Tagung werden zusammen mit vielen weiteren Aufsätzen in Kürze schriftlich vorliegen und im Pustet-Verlag publiziert werden. www.ku-linz.at