Die österreichischen Privatuniverstitäten fordern Gleichstellung und Ende Wettbewerbsverzerrungen

Österreichische Privatuniversitäten Konferenz (ÖPUK) – Privatuniversitäten fordern Gleichstellung und Ende von Wettbewerbsverzerrungen

Privatuniversitäten sind der am stärksten wachsende Hochschulsektor in Österreich. Mit Steigerungsraten von über 15% und rund 10.00 Studierenden an insgesamt 12 Privatuniversitäten erfreut sich der Privatuniversitätensektor in Österreich immer größerer Beliebtheit. Im Rahmen eines Pressegesprächs zog Prof. Dr. Karl Wöber, Präsident der Österreichischen Privatuniversitäten Konferenz (ÖPUK) und Rektor der MODUL University Vienna Bilanz über die bisherige Entwicklung des Sektors und präsentierte aktuelle Forderungen an die Politik, die zu einer weiteren Aufwertung dieses stark wachsenden Hochschulbereichs beitragen sollen.

Boom bei Privatuniversitäten hält an

„Während öffentliche-rechtliche Universitäten wie auch Fachhochschulen wiederholt mit mangelnder Qualität in den Massenfächern, schlechten Betreuungsverhältnissen und chronischer Unterfinanzierung konfrontiert sind, überzeugen Privatuniversitäten durch Studium, Forschung und Betreuung auf höchstem Qualitätsniveau. Das erkennen immer mehr Studierende, die sich für einen der mittlerweile mehr als 150 angebotenen Studiengänge entscheiden“, erklärt ÖPUK-Präsident Karl Wöber, der in Anbetracht der stark steigenden Studierendenzahlen bereits von einem Boom bei Privatuniversitäten spricht. Mit einem Anteil an internationalen Studierenden von 39% (zum Vergleich: rd. 27% an öffentlich-rechtlichen Universitäten, rd. 16% an FHs) und einer Steigerung der Studierendenzahlen in den letzten fünf Jahren um rund 50% tragen die Privatuniversitäten wie kein anderer Hochschulsektor zum Bildungsexport Österreichs bei.

Kampf gegen Wettbewerbsverzerrungen

Damit das prognostizierte Wachstum der Privatuniversitäten in Österreich nicht zum Erliegen kommt, erhebt die ÖPUK eine Reihe von Forderungen. „Wenn die Politik will, dass sich der Privatuni-Sektor auch weiterhin positiv entwickelt, dann muss sie dafür sorgen, bestehende Wettbewerbsverzerrungen endlich zu überwinden. Wir scheuen uns keinesfalls dem Wettbewerb mit anderen Bildungsinstitutionen. Dieser muss jedoch für alle unter den gleichen Bedingungen stattfinden“, so Wöber.
Die ÖPUK kritisiert in diesem Zusammenhang vor allem, dass kostenpflichtige Studien- und Weiterbildungsangebote (wie zB diverse Executive- oder MBA-Lehrgänge) von öffentlich-rechtlichen Universitäten vielfach außerhalb bestehender Akkreditierungs- oder Qualitätsstandards angeboten werden. Ein Sonderfall ist außerdem die Donau-Universität Krems, deren neu anlaufende Doktoratsprogramme zwar akkreditiert sind, die restlichen Studienangebote jedoch nicht bzw. nur teilweise.

Gleichberechtigung im Forschungsbereich gefordert

Eine weitere Forderung der Privatuniversitäten betrifft die mangelnde Gleichstellung mit anderen hochschulpolitischen Playern. Damit verbunden ist insbesondere die derzeit fehlende Repräsentanz eines ganzen Sektors in relevanten Forschungsinstitutionen. Wöber dazu: „Privatuniversitäten sind ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Forschungslandschaft und aufgrund ihres gesetzlichen Auftrags dazu verpflichtet, Grundlagenforschung zu betreiben. Die Forschungsleistungen des Privatuni-Sektors sprechen für sich und sind vor allem international anerkannt.“
Vor diesem Hintergrund kritisiert die ÖPUK umso schärfer, dass die Privatuniversitäten in wichtigen Forschungsinstitutionen nicht vertreten sind. Dies gilt beispielsweise für den Wissenschaftsrat, den Rat für Forschung und Technologie oder – aus aktuellem Anlass – insbesondere auch für die Delegiertenversammlung des Wissenschaftsfonds. Letzterer wird derzeit im Rahmen der Wissenschaftsfonds-Novelle 2015 geändert.

Gleichstellung fängt bei der Bezeichnung an

Ein weiteres Beispiel, an dem die systematische Ungleichbehandlung von Privatuniversitäten sichtbar wird, betrifft die Bezeichnung als eben solche. Privatuniversitäten sind derzeit dazu verpflichtet, die Bezeichnung „Privat“ im Namen zu führen. „Was auf den ersten Blick trivial erscheint, verursacht jedoch im Alltag zahlreiche Probleme“, erklärt Wöber. So berichten Studierende, dass sie aufgrund von zu eng gefassten Begriffsdefinitionen keinen Anspruch auf gewisse Stipendien haben.
Die ÖPUK fordert daher eine Umkehr der Definition. Privatuniversitäten sollen künftig nur mehr dann als solche bezeichnet werden, wenn dies explizit gewünscht oder notwendig ist. Das entspricht auch dem internationalen Standard. „Niemand würde auf die Idee kommen, Harvard oder Yale eine ‚Private University‘ zu nennen. Auch auf EU-Ebene sowie innerhalb der Scientific Community wird nicht zwischen öffentlich-rechtlichen und Privatuniversitäten unterschieden“, begründet Wöber diese Forderung.

Der weitere Ausblick

Den Privatuniversitäten ist bewusst, dass das Wissen und die Kommunikation über den Sektor noch ausbaufähig sind. Aus diesem Grund setzt die ÖPUK in Zukunft weitere Schritte und vertieft neben dem Austausch mit hochschulpolitischen Entscheidungsträgern auch die Zusammenarbeit mit Interessenvertretungen. „Wir wollen die Leistungen der Privatuniversitäten in Forschung und Lehre stärker sichtbar machen. Daher intensivieren wir künftig den Dialog mit Multiplikatoren und sensibilisieren diese stärker für die Anliegen des Sektors“, schließt Wöber.