Moderne Gesellschaften sind geprägt durch das Nebeneinander unterschiedlicher Religionen und eine Vielfalt an Weltanschauungen. Durch das Einbringen religiöser Perspektiven in den gesellschaftlichen Diskurs sowie eine kritische wissenschaftliche Reflexion öffentlicher Fragen, möchte Public Theology zu einem offenen interdisziplinären Dialog beitragen. Mit einer großzügigen Zuwendung von Professor Hanjo Sauer wurde der Grundstein gelegt für ein Center for Public Theology Linz an der Katholischen Privat-Universität Linz, welches im Frühjahr 2022 starten soll.
Die Bezeichnung Public Theology beschreibt eine Form von Theologie, die kontext- und kultursensibel die Möglichkeitsbedingungen von theologischer Rede in (post-)säkularen Öffentlichkeiten ad intra reflektiert. Gleichzeitig – und ad extra – geschieht in dieser Art theologischen Sprechens aber auch ein Teil-Akt dessen, was christliche Theologie überhaupt ist, nämlich die Refiguration des Christentums in externen Sprach- und Denkmustern zum öffentlichen Ausweis seiner selbst. Deshalb ist diese Form von Theologie auf Disziplinen-Mehrsprachigkeit ausgelegt und erfasst grundsätzlich auch alle Fächer der Theologie, wenngleich im Rahmen der traditionellen römisch-katholischen Fächeraufteilung die systematischen und praktischen Fächer (samt den Christlichen Sozialwissenschaften) dafür besonders prädisponiert sind.
Mit der Schenkung von Hanjo Sauer, emeritierter Professor für Fundamentaltheologie, wird die finanzielle Grundlage zum Aufbau und Betrieb eines Center for Public Theology Linz (CPTL) geschaffen, das als Abteilung am Institut für Fundamentaltheologie und Dogmatik der KU Linz eingerichtet werden soll. Das CPTL wird als eine international, interdisziplinär und ökumenisch orientierte Einrichtung Forschung ermöglichen, bei der eine römisch-katholische Konturierung von Public Theology im Vordergrund steht.
Durch die Situierung an der Katholischen Privat-Universität Linz legen sich näherhin mindestens zwei Brennpunkte für die Arbeit des CPTL nahe: Einerseits die Vermessung des Schaffens des US-amerikanischen Theologen und Philosophen David Tracy, der als einer der Begründer von Public Theology auch schon bisher im Austausch mit dem Institut für Fundamentalttheologie und Dogmatik der KU Linz stand, andererseits die Thematisierung des Potentials einer Theologie, die in engem Austausch mit künstlerischem Schaffen und seiner kunstwissenschaftlicher Interpretation steht und deshalb Expertise in Fragen die Öffentlichkeitsrelevanz der Ästhetik von Religion anbieten kann.
Das Center for Public Theology Linz soll durch Lehrveranstaltungen, Gastvorträge, Tagungen, Workshops, Scholars-in-residence-Projekte und durch seine Teilnahme am Global Network for Public Theology Themen verhandeln, die am Schnittpunkt von Religion/Theologie, Kunst/Kunstwissenschaft, Philosophie und Öffentlichkeit stehen. So wird es das Profil der KU Linz durch einen weiteren Aspekt bereichern, der aber mit seiner bisherigen Kontur organisch verbundenen ist. Die Einrichtung der Abteilung ist für das Frühjahr 2022 geplant.
Bild 1: Grundstein für Center for Public Theology. Univ.-Prof. em. Dr. Hanjo Sauer unterzeichnet den Schenkungsvertrag für die mehrjährige finanzielle Zuwendung. © KU Linz/Eder.