Der renommierte Open Society Prize der Central European University (CEU) wird dieses Jahr an die russische Oppositionelle Julija Nawalnaja verliehen, die Witwe des langjährigen Regimekritikers Alexej Nawalny, der letztes Jahr in einer russischen Strafkolonie ermordet wurde. Anstelle von ihr nahm ihre Tochter Daria den Preis am 21. Juni bei einem Galadinner in Wien entgegen.
In ihrer Laudatio sagte Prof. Shalini Randeria, Präsidentin und Rektorin der CEU: „Julija Nawalnaja hat das ganze Ausmaß und die Grausamkeit politischer Unterdrückung und Verfolgung erlebt, sie hat sich als entschlossene und mutige Anführerin im Kampf gegen Autoritarismus und Korruption hervorgetan. Sie ist zu einer starken Stimme für Gerechtigkeit, Würde und demokratische Reformen in Russland geworden. Mit der Verleihung ihres renommiertesten Preises an Julija Nawalnaja, ehrt die CEU ihren furchtlosen Einsatz, ihre Verteidigung der Menschenrechte und ihr unerschütterliches Engagement für die Ideale einer offenen Gesellschaft gegen die brutale Unterdrückung durch eine Diktatur.”
Viele Jahre lang hielt sich Nawalnaja weitgehend im Hintergrund und unterstützte ihren Mann bei seiner Arbeit als „unsichtbare Helferin“, wie sie sich selbst einmal bezeichnete. Erst nach der Nowitschok-Vergiftung ihres Mannes im Jahr 2020 trat sie ins Rampenlicht, eine Rolle, die sie seit dem Tod von Alexej Nawalny im Februar 2024 noch stärker angenommen hat.
Heute gilt sie als prominenteste russische Oppositionelle und hat angekündigt, dass sie nach Russland zurückkehren und sich an der Politik beteiligen will, sobald das Regime von Präsident Wladimir Putin beendet ist.
Der CEU Open Society Prize wird jährlich an eine herausragende Einzelperson oder Gruppe verliehen, deren Leistungen die Demokratie und eine offene Gesellschaft – beides Gründungsprinzipien der Universität – gefördert haben. Zu den bisherigen Preisträger:innen gehören Sir Karl Popper (1994), der siebte Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan (2008), die weißrussische Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch (2015) und Ärzte ohne Grenzen (2016). Im vergangenen Jahr ging der Preis an die österreichische Extremismusforscherin Julia Ebner.
Über Julija Nawalnaya
Viele Jahre lang hielt sich Julija Nawalnaya im Hintergrund und unterstützte ihren Mann bei seiner Arbeit als „unsichtbare Helferin“ – eine Rolle, die ihr den Spitznamen „First Lady der russischen Opposition“ einbrachte. Nachdem ihr Mann im Jahr 2020 mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet wurde, setzte sie sich bei Präsident Wladimir Putin dafür ein, dass ihr Mann zur Behandlung nach Berlin reisen konnte.
Nach der Verhaftung Nawalnys bei der Rückkehr des Paares nach Russland im Januar 2021 wurde Julija Nawalnaja zu einer führenden Figur der Proteste und wurde selbst mehrfach verhaftet.
Nach dem Tod ihres Mannes in einer sibirischen Strafkolonie im Februar 2024 hielt Nawalnaja eine viel beachtete Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz, in der sie dazu aufrief, Putin und seine Verbündeten für das zu bestrafen, „was sie unserem Land, meiner Familie und meinem Mann angetan haben“, und „gegen dieses schreckliche Regime in Russland zu kämpfen“. Drei Tage später kündigte sie in einer Videobotschaft an, dass sie den politischen Kampf ihres verstorbenen Mannes fortsetzen wolle.
Zwei Wochen später hielt sie eine weitere Rede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg, in der sie Putin einen „blutrünstigen Mafioso“ nannte. „Drei Jahre lang haben sie meinen Mann gefoltert, ihn in einer winzigen Zelle hungern lassen, und dann haben sie ihn umgebracht“, sagte Nawalnaja. „Dieser öffentliche Mord hat gezeigt, dass Putin zu allem fähig ist und dass man mit ihm nicht verhandeln kann.“
Im Juli 2024 wurde in Russland ein Haftbefehl gegen sie wegen Beteiligung an einer extremistischen Organisation erlassen. Im Oktober 2024 kündigte Nawalnaja in einem BBC-Interview an, dass sie sich nach dem Ende von Putins Ära in der russischen Politik engagieren wolle.
Foto: CEU-Logo © CEU
Quelle: https://www.ceu.edu/news/2025-06/ceu-open-society-prize-geht-die-russische-oppositionelle-julija-nawalnaja