Privatuniversitäten haben aufgrund ihrer Studiengebühren ein besonders großes Interesse, das Spektrum ihrer Studienangebote trotz Krise in vollem Umfang zu erhalten. Hohe Qualitätsansprüche und strenge Akkreditierungsvorschriften zeichnen österreichische Privatuniversitäten aus. Daher wird die aktuelle Situation von digitalen Prüfungsmodalitäten eher kritisch gesehen, schildert Karl Wöber, der Präsident der Österreichischen Privatuniversitäten Konferenz ÖPUK. „Das könnte mitunter zu Schwierigkeiten bei der Identitätsfeststellung und der Kontrolle unerlaubter Hilfsmittel führen. Wenn Onlineprüfungen aus inhaltlichen Gründen nicht zielführend sind und die Qualität gefährden könnten, dann wird an Privatuniversitäten mündlich oder schriftlich in kleinen Gruppen unter strengen Sicherheitsmaßnahmen geprüft. Dies ist bei uns aufgrund der günstigen Student-Teacher-Verhältnisse und des intensiveren Dialogs mit Studierenden gut möglich.“
Das engmaschige Netzwerk und die unbürokratischen Strukturen an Privatuniversitäten erlaubten von Beginn an, rasch Änderungen bei der Verwendung von online teaching-Plattformen und einzelnen Features in Plattformen vorzunehmen. Die Umstellung erfolgte innerhalb weniger Tage. Viele Privatuniversitäten haben darüber hinaus Train-the-Trainer Initiativen eingerichtet, um ihre Lehrenden bei den hohen didaktischen und pädagogischen Herausforderungen des online Unterrichtes zu unterstützen. Weiters kann auch rasch auf Studierenden Feedback eingegangen werden. Karl Wöber gibt ein Beispiel: „Befragungen der Studierenden und der Lektoren an der Modul University Vienna lieferten bereits nach nur wenigen Tagen online Unterricht wichtige Rückmeldungen zur Optimierung der von der Universität implementierten Maßnahmen.“ Die notwendige soziale Distanz stellt aber auch Studierende vor große Herausforderungen. Hier bieten viele Privatuniversitäten gemeinsame Online-Freizeitangebote und psychologische Beratungen an. Wissenschaftsminister Heinz Faßmann: „Die österreichischen Privatuniversitäten konnten die Umstellung auf distance learning schnell und gut umsetzen. Wir sind in regelmäßigem Austausch mit den Privatuniversitäten und es zeigt sich, dass sich die Privatuniversitäten in dieser für uns alle herausfordernden Situation verantwortungsvoll für die Beibehaltung der Qualität der Lehre einsetzen. Darüber hinaus bieten die Privatuniversitäten auch zahlreiche Maßnahmen zur Mitarbeit in der Krise in Sinne ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, was sehr zu begrüßen ist.“ Karl Wöber bedankt sich für die Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsministerium und ergänzt: „Unser Eindruck ist, dass sich die Mitarbeiter des Ministeriums rund um die Uhr bemühen, die zahlreichen Fragen, die in dieser herausfordernden Zeit entstehen, zu beantworten. Im Namen aller Privatuniversitäten möchte ich mich ganz herzlich dafür bedanken“.
Auch vom Ausland aus „in Österreich“ studieren
Mit 44 Prozent haben Privatuniversitäten den größten Anteil an internationalen Studierenden. Viele davon sind zu Beginn der Krise zu ihren Familien gereist und nehmen am Onlineunterricht teil – sehr oft aus großer Distanz und mit unterschiedlichen Zeitzonen, schildert Präsident Karl Wöber: „Für diese Studierenden ist es von großer Bedeutung, dass sie rechtzeitig zu Beginn des nächsten Semesters wieder an ihre Universitäten zurückkehren können. Auch für viele internationale Studienbewerber, die im Herbst mit dem Studium an einer Privatuniversität in Österreich beginnen wollen und nur visumpflichtig einreisen dürfen, stehen vor dem Problem, dass die österreichischen Vertretungen im Ausland derzeit keine Anträge, auch nicht online, entgegennehmen.“ Dies ist eines von vielen Anliegen von Studierenden, wo sich die Österreichische Privatuniversitäten Konferenz ÖPUK um eine Lösung bemüht. Karl Wöber dazu: „Es ist evident, dass es eine Zeit nach dieser Krise geben wird und wir müssen darauf vorbereitet sein. Erstanträge für Aufenthaltsgenehmigungen für Studierende benötigen oft mehrere Monate und es wäre daher wichtig, dass österreichische Botschaften Anträge auch online entgegennehmen würden. Die ÖPUK steht diesbezüglich bereits mit dem Außenministerium in Kontakt und wir sind zuversichtlich, auch in dieser wichtigen Frage eine Lösung im Sinne der Studierenden zu finden.“
Online Bewerbungen für Herbst werden sehr gut angenommen –Anmeldefristen verlängert, virtuelle Open-House-Days angeboten
Die Bewerbungsphase für kommenden Herbst läuft an allen Privatuniversitäten online sehr gut an, virtuelle Touren und Online-Studienberatungen werden laufend angeboten. Aufgrund der aktuellen Situation wurden Anmeldefristen nach hinten verschoben, es gibt also bei fast allen Privatuniversitäten noch Bewerbungsmöglichkeiten für das kommende Semester. Informationen auf der jeweiligen Website (www.oepuk.ac.at/privatuniversitäten-im-überblick).
Finanzieller Notfall-Topf für Studierende, neue Lösungen für Praktika und aktive Mitarbeit in der Krise
Die heimischen Privatuniversitäten setzen sich ein – für ihre Studierenden, aber auch mit ihrer Expertise in der Krise. So bietet beispielsweise eine neue Online-Plattform des Kompetenzzentrums für Allgemein- und Familienmedizin an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) abgesicherte, tagesaktuelle und fundierte Handlungsempfehlungen von Ärzten für Ärzte in der Prävention und im Umgang mit COVID-19-Infektionsfällen in der Primärversorgung (www.kl.ac.at/coronavirus). Hintergrund der Initiative ist der dringende Bedarf im niedergelassenen Bereich nach rascher und effizienter Unterstützung bei der Umsetzung der nötigen Maßnahmen. Im März 2020 hat Borealis sein Engagement für den Sozialstipendienfonds an der Webster Vienna Privatuniversität (WVPU) erneuert. „Aus diesem Fonds wird im Herbst 2020 auch ein Borealis Social Scholarship, das nahezu die gesamten Studiengebühren über die vollen vier Jahre Studienzeit abdeckt, an einen Studienanfänger ausgeschüttet“, erklärt Johannes Pollak, Direktor der Webster Vienna Private University. Mit diesem Stipendium möchte die WVPU nach Corona Interessierten die Möglichkeit geben, das Studium in Wien zu beginnen. Die Bewerbungsfrist endet am 31.Mai 2020. Eine der zahlreichen CoViD19-bezogenen Aktivitäten der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) wiederum ist eine telefonische Krisenhilfe der Psychotherapeutischen Ambulanz, die zur Entlastung der regulären Ressourcen auf diesem Gebiet ins Leben gerufen wurde und kostenlos zur Verfügung gestellt wird (https://ambulanz.sfu.ac.at/de/krisenhilfe). Freiwillige Mithilfe zur Krisenbewältigung in Kliniken, in Apotheken, beim Roten Kreuz und in Hilfsorganisationen wird den Studierenden an der Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) zum Teil für das Studium angerechnet. Seitens der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) wiederum wurde ein finanzieller Notfalltopf für Studierende eingerichtet. Auch die Anton Bruckner Privatuniversität (ABPU) hat zusammen mit der Studierendenvertretung und dem Förderverein UNIsono einen Notfalltopf für existentiell betroffene Studierende bereitgestellt. Damit sollen jene Studierende grundlegend finanziell unterstützt werden, die aktuell ihrer künstlerischen Tätigkeit nicht nachkommen und somit keine Gagen oder Honorare beziehen können, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. An der Central European University Vienna Campus (CEU) wurde in wenigen Tagen ein Emergency Response Team etabliert, das sich um die dringlichsten Anliegen der Studierenden kümmert. Ein Notfalltopf für durch die Krise entstandenen finanziellen Engpässe wurde errichtet und bereits von fast 100 Studierenden in Anspruch genommen. Unterstützung durch die IT-Abteilung in Form von Tablets, Computern und notwendiger Software für einen Umstieg auf das online Learning, psychologische Onlineberatung und Einzelzimmer für alle Studierenden aufgrund der neuen Bestimmungen wurden schnellstens organisiert. Besonders bemerkenswert ist der starke Zusammenhalt der CEU-Gemeinschaft: Über 70 Alumni haben sich gemeldet, um Studierenden online Support bei der Strukturierung eines neuen Tagesablaufs, aber auch inhaltliches Feedback bei Diplomarbeiten zu geben. Studierende kaufen für jene ein, die das Zimmer nicht verlassen können und helfen bei den notwendigsten Besorgungen.