Aufgrund der epidemiologischen und demographischen Entwicklungen und den damit verbundenen Herausforderungen im Gesundheitswesen hat die Versorgungsforschung im Bereich der Primärversorgung große Relevanz erlangt. Die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung muss trotz begrenzter Ressourcen, zunehmender Risiken und heterogener Interessen politischer Gruppierungen sowie verschiedener Leistungserbringer, Kostenträger und Patientengruppen optimiert werden. Dies ist nur multiprofessionell, evidenzbasiert und unter Einbindung der Stakeholder zu lösen.
Kompetenzen an einem Campus
Durch ihre Entwicklung hin zu einer Universität für Health Sciences besitzt die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) eine Vielfalt an professionellen Kompetenzen. Durch Bündelung dieser und durch die langjährige und umfangreiche Erfahrung in Versorgungsforschung eignet sich die Paracelsus Universität besonders, die Erwartungen unterschiedlicher Interessenten durch evidenzbasierte Empfehlungen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. „In allen Bereichen der gesundheitlichen Versorgung – von der Planung, der Finanzierung, der sektorenübergreifenden Durchführung und der Evaluation bis hin zur politischen profunden Entscheidung – werden tiefgreifende systemische Änderungen erforderlich sein, um bürgernahe Versorgung in naher Zukunft sicherstellen zu können“, erklärt Rektor Prof. Herbert Resch. „Wir wollen mit dem Zentrum für Public Health und Versorgungsforschung einen maßgeblichen Beitrag zur Volksgesundheit leisten.“
Multidisziplinäre Trias aus drei Instituten
Mit der Gründung des Zentrums widmet sich die Paracelsus Medizinische Privatuniversität künftig noch stärker als bisher den beiden namensgebenden Bereichen, mit dem Schwerpunkt auf Primärversorgung. Die drei Universitätsinstitute Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Pharmazie sowie Pflegewissenschaft und -praxis werden gemeinsam – und dieses Zusammenspiel ist im deutschsprachigen Raum einzigartig – neue Versorgungsansätze entwickeln und evaluieren. Im Fokus steht Forschung zu den Themen Polymedikation, Multimorbidität, Vermeidung von Über-, Unter- und Fehlversorgung, neue Versorgungsmodelle und nicht zuletzt die Einbindung von e-Health-Ansätzen. Aus den Ergebnissen der wissenschaftliche Projekte „PaiS – Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz“ und „InTherAKT – Initiative zur (Arzneimittel-)Therapiesicherheit in der Altenhilfe durch Kooperation und Teamwork“ konnten bereits zielführende Maßnahmen abgeleitet werden.
Planungshilfe fürs Land Salzburg
„Die Verfügbarkeit entsprechender Daten ist für die Planung, Umsetzung und Evaluation gezielter gesundheitspolitischer Maßnahmen und zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung unumgänglich“, betont Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Christian Stöckl, Gesundheits- und Spitalsreferent des Landes Salzburg. Er erwartet sich vom neuen Zentrum für Public Health und Versorgungsforschung wichtigen Input, wo die Gesundheitspolitik anzusetzen hat, und Antworten darauf, ob die richtigen Projekte finanziert werden. „Wir werden dadurch treffsicherer und haben evidenzbasierte Entscheidungsgrundlagen“, sagt Stöckl. Das sei auch für Rückmeldungen ans Ministerium in Wien wichtig, wenn es um Pläne für den regionalen Strukturplan innerhalb des Österreichischen Strukturplans Gesundheit geht.
Dritte Säule Versorgungsforschung
„Die Versorgungsforschung ist ein junges Feld und neben der biomedizinischen Grundlagenforschung und klinischen Forschung die dritte wichtige Forschungssäule an der Paracelsus Universität in Salzburg“, erklärt Prof. Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis. Die Trias aus Medizin, Pharmazie und Pflege im neuen Zentrum sei einzigartig im deutschsprachigen Raum. „Wir sind froh, am Standort Salzburg über Institutsgrenzen hinweg denken und handeln zu dürfen.“ Durch die anwendungsorientierte, multiprofessionelle und evidenzbasierte Arbeit werde ein direktes Steuerungsinstrument für die Gesundheitspolitik entstehen, das eine zielgenauere Versorgung erlaube. „In Zukunft wird die Betreuung zu Hause immer maßgeblicher. Deshalb müssen wir nicht nur die Patienten/innen mitdenken, sondern auch deren Angehörige.“ Die Vernetzung mit der WHO – Osterbrinks Institut ist Collaborating Center der Weltgesundheitsorganisation – bringt den internationalen Aspekt und hervorragenden fachlichen Input mit ein.
Dringende Probleme auf der Agenda
„Einer der wichtigsten Punkte ist es, eine Unter-, Über- oder Felversorgung der Bevölkerung zu vermeiden. Wir nehmen die Primärversorgung in den Blick und können Best Practice-Modelle entwickeln“, berichtet Prof. Maria Flamm, Vorständin des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin. Zielgenaue Altersanalysen in den Regionen und eine detaillierte Ermittlung des Krankheitsspektrums würden Antworten liefern, wie eine Gesundheitsversorgung in fünf, sechs Jahren auszusehen habe – natürlich in enger Zusammenarbeit mit den politischen Akteuren. Auch die Themen e-Health und neue Technologien und wie diese sinnvoll und effektiv genutzt werden könnten, um Ärzte/innen, Pflegende und Apotheker/innen zu entlasten, seien wichtige Fragestellungen. „Die relevanten Berufsgruppen sollten mehr Zeit für die Patienten/innen finden, zum Beispiel für das immer wichtiger werdende Gebiet der Gesprächsmedizin.“
Pharmazie als jüngstes Institut dabei
Eine relativ neue Disziplin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität ist die Pharmazie mit ihren drei Abteilungen. Prof. Johanna Pachmayr, Vorständin des Instituts für Pharmazie, hat hochkarätige Wissenschafter/innen anwerben können, die nun auch in das Zentrum für Public Helath und Versorgungsforschung eingebunden werden. „Polypharmazie und Multimorbidität sind zwei wichtige Aspekte, die es zu beforschen gilt“, sagt Pachmayr. „Wir werden uns künftig ganz genau ansehen, welche gesundheitsrelevanten Themen am dringendsten sind und daraus interdisziplinär und multiprofessionell praxisbezogene Lösungen entwickeln.“
Studiengang Public Health
Wenn Fachleute aus verschiedenen Disziplinen und Bereichen – Kliniken, Pflegeeinrichtungen, (Klinik-)Apotheken und Praxen, aus Politik, Kassen und Industrie – kooperieren, eröffnet sich ein großes Potenzial für das Gesundheitssystem. Den interdisziplinären und multiprofessionellen Blick über den Tellerrand, der für die Gestaltung der Gesundheitsversorgung von morgen notwendig ist, vermittelt auch der neue Masterstudiengang Public Health der Paracelsus Universität, der im April 2019 startet. Der Online-Studiengang ist berufsbegleitend konzipiert und hat ein globales, interprofessionelles und forschungsorientiertes Profil. Als Dozenten/innen konnten Expertinnen und Experten aus Österreich, Deutschland, USA, Neuseeland, England und Skandinavien verpflichtet werden.
Weiterführende Informationen:
Zentrum für Public Health und Versorgungsforschung
http://zentrum-ph.pmu.ac.at/zentrum/
Master-Studiengang Public Health
https://www.pmu.ac.at/public-health.html