KU Linz: Eröffnung des Akademischen Studienjahres 2025/26

Foto: Bischof Manfred Scheuer mit den Herausgebern der Festschrift. Von links: Rektor Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs, Univ.-Prof. Dr. Ewald Volgger OT, Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Generalvikar Univ.-Prof. em. DDr. Severin Lederhilger OPraem. © KU Linz / Hermine Eder

Traditionell mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Festakt wurde am 1. Oktober 2025 das Studienjahr 2025/26 an der Katholischen Privat-Universität Linz eröffnet. Im Rahmen der akademischen Feier in der Aula der Universität erfolgte die Überreichung der Festschrift „Leiten durch Reflexion“ an Bischof Manfred Scheuer, Magnus Cancellarius der Universität, anlässlich seines 70. Geburtstags.

Mit Dietrich Bonhoeffer stellte Bischof Manfred Scheuer die selbstkritische Frage „Sind wir noch brauchbar?“ in den Mittelpunkt des Eröffnungsgottesdienstes in der Kapelle des Bischöflichen Priesterseminars der Diözese Linz. Hat die Kirche, hat Theologie – ja, hat auch Wissenschaft heute noch die Kraft der Veränderung, aber auch der Versöhnung? Es sei die täglich aufgegebene Stellungnahme zu dieser Frage, die uns bei der Reflexion unseres Handelns, seiner Motive und Impulse leiten könne.

Bischof Manfred Scheuer: Signaturen einer Persönlichkeit

Bei der akademischen Feier zeichnete Rektor Michael Fuchs in seiner Laudatio auf Bischof Manfred Scheuer das Bild einer facettenreichen Persönlichkeit, in deren Leben die Bereiche Wissenschaft und Seelsorge eingeschrieben sind – nicht im Sinne einer Spaltung, sondern als innige, sich gegenseitig befruchtende Verknüpfung der Sphären. Am Weg den biografischen Stationen entlang konnten die zahlreichen Besucher:innen aus Wissenschaft, Kirche, Kultur, Politik und Wirtschaft, Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen der Universität, Studierende und Mitglieder der Universitätsgemeinschaft dem Charakter des im August 1955 geborenen Geehrten begegnen: Von prägenden Kindheits- und Jugendtagen im oberösterreichischen Haibach ob der Donau über die Formationszeit als Theologe und Seelsorger und das Tätigkeitsfeld als Wissenschaftler und Universitätsprofessor bis zu seinem Wirken als Bischof von Innsbruck (ab 2003) und schließlich Linz (seit 2016).

Sichtbar machte Fuchs dabei die Signaturen eines engagierten und (selbst)kritischen, weltzugewandten und lebensvollen Menschen mit einer zutiefst geerdeten Fähigkeit, „viel und ausdauernd zu arbeiten“. Achtsam für das Alltägliche, mit der Gabe zur Reflexion und zu klaren, differenzierten Analysen setze sich Bischof Manfred Scheuer ohne Berührungsängste und Scheuklappen mit den Realitäten der Gegenwart in Kirche wie Gesellschaft auseinander. Und darin wurzle auch sein Handeln: Ebenso wie aus den zentralen Motiven der Ökumene und des Gesprächs mit dem Judentum agiere er aus dem Bewusstsein für das Verdrängte und Drängende unserer Zeit und unserer Zukunft, für die bedrohenden und zerstörerischen Kräfte, gegen die es aufzutreten gilt. Hier habe die Kirche einen Auftrag, der auch politisch zu verstehen sei: Es gehe Bischof Scheuer um eine Kirche der „kritischen und solidarischen Zeitgenossenschaft“, um eine „politische Nächstenliebe“ – dies nicht als säkulare Rückzugsstufe christlicher Spiritualität, sondern als deren notwendige andere Seite. Dass dazu gerade auch ein entwickeltes Geschichtsbewusstsein und eine reflektierte Erinnerungskultur gehören, zeige Scheuers vielfaches Engagement u.a. im Mauthausen Komitee, seine maßgebliche Beteiligung am Seligsprechungsprozess von Franz Jägerstätter sowie bei der Gründung des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts (FFJI) an der KU Linz. Die KU Linz könne sich, so Rektor Fuchs, glücklich schätzen, einen Magnus Cancellarius zu haben, dem die Förderung von Wissenschaft, vor allem aber auch des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft nicht nur ein Anliegen sei, sondern der selbst Wissenschaftler und Intellektueller sei. Er wisse, dass wissenschaftliche Forschung nicht behindert werden darf, dass sie sich aber auch nicht selbst behindern soll – denn jede Wissenschaft, nicht nur die Theologie, sei auch eine ethisch-moralische Aufgabe, ein Kampf gegen falsche Idole, nicht zuletzt auch die eigenen!

Festschrift: „Leiten durch Reflexion“

Die Präsentation der Festschrift wurde von Mitherausgeber Universitätsprofessor Ewald Volgger als Erkundungsgang durch das Buch angelegt. Ausgehend von der Titelgebung und der gemeinschaftlichen Findung des Covermotivs – dieses zeigt die von Alfred Haberpointner neugestaltete Kapelle des Bischofshofes – führte er durch die fünf thematischen Großkapitel und zog immer wieder Stichproben aus den rund 30 Beiträgen, in denen gleichermaßen die Person Manfred Scheuers wie seine konkreten Anregungen und Impulse greifbar wurden. Dass er Reflexion als entscheidendes Leitungsprinzip verstehe, lasse sich, so Volgger, in jeder Sitzung erleben: Er sei zunächst ein Hörender, ein Mitdenkender, bevor er sich selbst profund einbringe; daher folge auch die Wahl des Publikationskontextes der Festschrift, die Schriftenreihe „seiner Universität“, einer inneren Logik, denn die KU Linz verstehe sich als Ort der Reflexion und des Denkens im Dialog. Schon im eröffnenden, sein theologisches Werk erkundenden Querschnittsbeitrag werde die Brückenfunktion von Scheuers Theologie herausgearbeitet, die in seinem Werk und Wirken durchgängig greifbar sei.

Dank als Gedächtnis und Bekenntnis

In seinen Dankworten hob Bischof Manfred Scheuer hervor, dass Wissenschaft eine unverzichtbare Dimension des Lebens ist, mag sie auch nicht heilsnotwendig sein – denn als Menschen seien wir auf anderen Ebenen angefragt. Dankbar sei er für die Impulse aus der Wissenschaft der Theologie, gleichermaßen aber auch für die tiefen theologischen Impulse aus seinen Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen, mit Gefängnisinsassen oder mit Obdachlosen. Sehr bewusst sei ihm, dass eine Festschrift eine Art Leistungsschau sei, die vieles ausblende: Brüche und Schwierigkeiten, Ratlosigkeit und Zweifel, kurz, die „Ruinen, in denen wir leben“. Dem möchte er ein „Es kann gut werden“ entgegenstellen, auf das man hoffen und für das man dankbar sein dürfe.

Das Wort „Dank“ sei im Deutschen und Englischen mit „Gedenken“ verbunden, im Hebräischen dagegen stehe es im Wortfeld des „Bekennens“ – in diesem Sinne wollte Manfred seinen Dank für die Festschrift doppelt verstanden wissen: als freudiges Gedächtnis seiner Universität, der vielen Beiträger:innen aus dem Haus und darüber hinaus und ihrer aller Mühe, aber auch als ein überzeugtes Bekenntnis zur KU Linz als Bildungs- und Wissenschaftsinstitution. Für deren Zukunft wolle er im Rahmen seiner Kräfte und Möglichkeiten mit Ausdauer und Zuversicht weiter arbeiten.

Der akademische Festakt wurde musikalisch gestaltet von Aaliyah und Declyn Lehner. Den Eröffnungsgottesdienst begleitete der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linzunter Leitung von Ewald Donhoffer, Direktor des Konservatoriums und Universitätsassistent an der KU Linz.

Einen ausführlichen Lebenslauf von Bischof Dr. Manfred Scheuer finden Sie hier.

Weitere Informationen zur Festschrift „Leiten durch Reflexion“ finden Sie hier.

Bischof Manfred Scheuer. Geboren am 10. August 1955 in Haibach ob der Donau (Oberösterreich). 1974 bis 1981 Studium der Theologie an der heutigen KU Linz sowie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Priesterweihe 1980, nach Positionen als Kooperator und Pfarrer in der Diözese Linz Assistent an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg im Breisgau bei Gisbert Greshake (1985–1988). 1988–1996 Spiritual im Priesterseminar der Diözese Linz, daneben Lehraufträge an der heutige KU Linz und den Universitäten Freiburg im Breisgau und Salzburg sowie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten. 1999 Habilitation in Freiburg im Breisgau, 2000–2003 Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier. Ernennung zum Bischof von Innsbruck im Oktober 2003, Amtseinführung als Bischof von Linz im Jänner 2016. Seit 2020 stellvertretender Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz.

Foto: Bischof Manfred Scheuer mit den Herausgebern der Festschrift. Von links: Rektor Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs, Univ.-Prof. Dr. Ewald Volgger OT, Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Generalvikar Univ.-Prof. em. DDr. Severin Lederhilger OPraem. © KU Linz / Hermine Eder