KU Linz: Eröffnung des Akademischen Studienjahres 2024/25

Eröffnung des akademischen Studienjahres an der KU Linz

Mit einem Gottesdienst und anschließendem Festakt wurde am 1. Oktober 2024 das Studienjahr 2024/25 an der Katholischen Privat-Universität Linz eröffnet. Die akademische Feier in der Aula der Universität stand im Zeichen des Rektoratswechsels: In Nachfolge von Christoph Niemand übernahm Universitätsprofessor Michael Fuchs das Amt des Rektors der KU Linz für eine Funktionsperiode von drei Jahren.

„Wie begegnen wir Herausforderungen?“, fragte Bischofsvikar Regens Slawomir Dadas beim von ihm geleiteten Gottesdienst in der Kapelle des Bischöflichen Priesterseminars der Diözese Linz – und er erinnerte mit dem Buch Hiob an Zuversicht, Hoffnung, Beharrlichkeit und Ausdauer, auch angesichts von Schwierigkeiten und Ausweglosigkeiten. Diese Lehre der Heiligen Schrift als Auftrag zu sehen, Gutes und Gelingendes in eine so vielfach zerbrochene Welt zu bringen, dazu rief er Studierende und Lehrende der Universität auf.

Zur akademischen Feier an der KU Linz konnte Universitätsprofessorin Ilaria Hoppe, Studiendekanin der Fakultät für Philosophie und für Kunstwissenschaft, rund 100 Gäste, neben der Universitätsgemeinschaft auch zahlreiche Vertreter:innen aus Wissenschaft, Kirche, Kultur, Politik und Wirtschaft, willkommen heißen. In ihrem Grußwort in Vertretung von Landeshauptmann Thomas Stelzer sprach Landtagsabgeordneter Elisabeth Manhal von der wichtigen Rolle besonders der Geisteswissenschaften in Zeiten komplexer Problemlagen und multipler Transformationen. Die KU Linz sei nicht nur ein wichtiger Baustein der oberösterreichischen Universitätslandschaft, sondern mit den drei Fachbereichen Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft ein unverzichtbarer moralischer und kultureller Anker: Hier werde Wissen geschaffen – und Gewissen gebildet.

Persönlicher Rückblick und programmatischer Ausblick

Seinen Worten als scheidender Rektor gab Christoph Niemand, der in diesen Tagen auch als Universitätsprofessor der neutestamentlichen Bibelwissenschaft emeritierte, eine ganz persönliche Note. Seit 1984 habe er die unterschiedlichsten Lebens- und Arbeitsphasen im Haus durchlebt: als Promovend, als Assistent, später als Professor und in verschiedenen Funktionen der universitären Selbstverwaltung. Im Zuge einer theologischen und wissenschaftlichen Weiterentwickelung habe er neue Perspektiven und Einsichten gewonnen: „Das Haus hat etwas mit mir gemacht – und dafür bin ich dankbar.“ Auch er aber habe – als Professor, als Dekan, als Rektor – etwas mit dem Haus gemacht; und sei der konkrete Gestaltungsspielraum eines Rektors auch eingeschränkter, als man meinen möchte, beglückwünschte er seinen Nachfolger zur Übernahme dieser schönen und bereichernden Aufgabe, mit der sich durchaus Akzente setzen lassen.

Im Anschluss an die Übergabe der Rektoratskette und dem damit symbolisierten Amtswechsel sprach Rektor Universitätsprofessor Michael Fuchs über das Verhältnis von „Universität und Öffentlichkeit“. Ausgehend von Kants Schrift „Der Streit der Fakultäten“ (1798) zeichnete er die Ideengeschichte von Universität und Wissenschaftsorganisation im Spannungsfeld von staatlichen Interessen und Autonomie, von Freiheit und Zensur nach. Dabei strich er – mit Kant – die besondere Rolle der philosophischen Fakultät im produktiven Zusammenspiel der Fakultäten heraus, in der im Verständnis von Kant keine Einflussnahme gebe, nur die Vorgabe der Wissenschaftlichkeit, die Suche nach Wahrheit.

Das System der Universität stehe damals wie heute in verschiedenen Öffentlichkeiten, in Räumen des Austausches, des Diskurses: eines Faches oder einer Universität, der gesamten Scientific Community, einer bestimmten Gesellschaft – schließlich auch in einem globalen, potenziell die Menschheit umgreifenden Horizont.

Eine Öffentlichkeit, die sich frei entfalten kann, sei eine Gegeninstitution zu Staat und Politik und ein Ort, wo Verständigungen gesucht werden und wo Vernunft und Sprache diese ermöglichen. Lukas Kaelin hat, so erläuterte Michael Fuchs, in seiner jüngst an der KU Linz verfassten Habilitationsschrift herausgearbeitet, dass heute, unter den Bedingungen digitaler Kommunikation und „Künstlicher Intelligenz“ nach den Konfigurationen und Qualitäten dieser Öffentlichkeit neu zu fragen ist. Die Universität stelle sich dieser Herausforderung in doppelter Weise: In Reflexion und kritischer Analyse der Bedingungen von Öffentlichkeit; und im konkreten Ziel, Wissenschaft vor, für und mit Öffentlichkeit zu treiben. Dies meine den problemorientierten Dialog – etwa über die Transformationsprozesse einer humanen Gesellschaft – zwischen den Fächern Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft an der KU Linz, mit den anderen Linzer Universitäten und darüber hinaus. Bei vielen Fragen aber reiche diese universitäre und wissenschaftliche Öffentlichkeit nicht und man sei auf ein weiteres Publikum angewiesen. Dies nicht nur im Sinne der Vermittlung wissenschaftlicher Erträge, sondern gerade auch als Input: der Begriff „partizipatorische Forschung“ bezeichnet diesen integralen Impuls einer interessierten Öffentlichkeit.

Zum Abschluss dankte Michael Fuchs seinem Amtsvorgänger Christoph Niemand für sein vierjähriges Rektorat, das trotz pandemiebedingter Einschränkungen äußerst produktiv war: in Forschung und Lehre, im Feld der Publikationen und Projekte, namentlich auch in der Intensivierung der Internationalisierung und der Weiterentwicklung des Profils der „Third Mission“. Dies sei Fundament und Ansporn, den Weg der KU Linz als offene, dialogische Universität fortzusetzen.

Für die musikalische Gestaltung der Feier sorgten Aaliyah und Declyn Lehner, Schüler:innen am Adalbert Stifter Gymnasium der Diözese Linz.

Michael Fuchs. Der 1962 in Duisburg geborene Michael Fuchs studierte Philosophie, Katholische Theologie, Germanistik und Erziehungswissenschaften in Bonn, Toulouse und Köln. 2013 habilitierte er sich für das Fach Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn. Seine berufliche Laufbahn begann er als Mitarbeiter am Philosophischen Seminar der Universität Bonn. Von 1994 bis 1997 war er Geschäftsführender wissenschaftlicher Assistent, ab 1997 Geschäftsführer des Instituts für Wissenschaft und Ethik (IWE) an der Universität Bonn. Seit 2015 ist Michael Fuchs Universitätsprofessor für Praktische Philosophie/Ethik an der Fakultät für Philosophie und für Kunstwissenschaft der Katholischen Privat-Universität Linz. Von 2020 bis 2023 hatte er an der KU Linz das Amt des Vizerektors für Lehre und Forschung inne. Seit 1. Oktober 2024 ist Michael Fuchs Rektor der KU Linz.

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Foto © Hermine Eder