Wie können wir unseren Körper als Wissensquelle nutzen? Was bedeutet „Embodiment“ in der klassischen Musik und wie lässt sich dieses darstellen? Diesen Fragen widmet sich das derzeit größte, an der Bruckner Universität angesiedelte Drittmittelprojekt „Embodying Expression, Gender, Charisma – Breaking Boundaries of Classical Instrumental Practices (EmEGC, FWF-AR 749- G)“. Ein vom EmEGC-Forschungsteam und dem Forschungsnetzwerk Implizites Wissen (FORIM) initiiertes Symposium bot internationalem Fachpublikum, darunter zahlreichen Nachwuchswissenschaftler*innen vergangene Woche Impulse zur interdisziplinären Auseinandersetzung mit Embodiment.
Stand der erste Konferenztag ganz im Zeichen künstlerischer Forschung, umrissen Beiträge aus Philosophie und Theater, Psychologie und Pädagogik am zweiten Tag Aspekte des Embodiments aus weiteren interdisziplinären Blickwinkeln.
Mit ihrer Keynote „Thinking with the body: Undoing the boundary project” eröffnete die norwegische Musikerin und Forscherin Jennifer Torrence den Symposiums-Diskurs und Dialog über körperliches Denken und Wahrnehmen. In Beiträgen von Guy Livingston und Catherine Laws standen Piano-Performances im Fokus, während EmEGC-Projektleiterin Barbara Lüneburg in ihrem Beitrag die Entwicklung der künstlerisch-wissenschaftlichen Methode „Re-enacting Embodiment“ unter anderem am Beispiel einer Luftviolin-Performance verdeutlichte. Renata Kambarova, Doktoratsstudierende an der Bruckner Universität und im Team von EmEGC thematisierte in ihrer Performance „I Shape My Breath – My Breath Shapes Me” die gestalterische Kraft des Atems, Kai Ginkel, Postdoc in EmEGC, widmete sich der Körperlichkeit des Konzertpublikums, während die Lectures von Vittoria Ecclesia oder Eduardo Gaspar Polo Baader Körper in der Aufführung untersuchten.
Faszinierende Einblicke in die künstlerische Umsetzung von Embodiment bot schließlich das Konzert „Animalia Cycle“ von Komponist Simon Løffler und Künstler in Residenz Deok-Vin Lee: Das Ensemble um Simon Løffler, Jennifer Torrence, Ane Marthe Sørlien Holen and Inga Margrete Aas übersetzte akribisch recherchierte Bewegungsabläufe von Tieren in Musik und Gesten, während Lee den Körper der Performende selbst bis an seine Grenzen führte.
Veranstaltung im Überblick
Symposium “Thinking With The Body – Overcoming Methodological Boundaries“
des FWF-Forschungsprojektes “Embodying Expression, Gender, Charisma – Breaking Boundaries of Classical Instrumental Performance Practices” (AR 749-G)
in Kooperation mit FORIM
Vorträge, Lecture Performances & Konzert (19. / 20. 09.2024)
KÜNSTLERISCHE UND WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG:
Prof.in Dr.in Barbara Lüneburg
Foto © Reinhard Winkler