EU-Verordnung regelt Nachhaltigkeit in der Finanzwelt – Green Banking als Karrierechance

Bereits im Jahr 2018 veröffentlichte die Europäische Kommission ihren Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen. Eines seiner Hauptziele ist Transparenz und der Kampf gegen Greenwashing: Methoden von Finanzakteuren und einigen Unternehmen, ein bestimmtes Image zu vermitteln, indem sie über nachhaltigkeitsbezogene Themen berichten und zugleich Verhalten, das ihren Berichten widerspricht, entweder verschweigen oder als wenig relevant verstehen. Erst kürzlich ist ein bekannter Fondsanbieter erstmalig wegen möglicher Falschangaben über nachhaltige Investments ins Visier von Aufsichtsbehörden geraten. Durch die übergeordnete Regelung auf EU-Ebene gibt es nun jedoch ein neues regulatives Geschäftsfeld, welches notwendige Sicherheit am Markt und viele Chancen mit sich bringen kann, schildert Prof. Karl Weinmayer, Professor am Department für International Management an der Modul University Vienna: „Die sogenannte Sustainable Finance Dislcosure Regulation (SFDR) und das MiFid II Amendment führen zu wichtigen Veränderungen für Anbieter von Finanzprodukten (Banken, Fondsmanager), Investoren sowie Unternehmen hin zu einer nachhaltigeren Finanzwelt. Infolgedessen führen Banken Umstrukturierungen durch, um zukünftig die Nachhaltigkeitswünsche von Kunden erfassen zu können und gemäß diesen Präferenzen geeignete nachhaltige Finanzprodukte anzubieten.“ Oberstes Gebot sei nach dem Experten die Transparenz bezüglich der Konzeptionierung dieser Produkte. „Fonds und Banken müssen Klarheit darüber schaffen, wie diese Produkte gestaltet sind. Weiters müssen die produktbezogenen Nachhaltigkeitskriterien regelmäßig überwacht werden. Einige Firmen werden daher entsprechend bei ihrem Nachhaltigkeitsreporting nachziehen und gegebenenfalls Aktivitäten setzen müssen, um weiterhin uneingeschränkten Zugang zu Kapital zu gewährleisten.“ Nachhaltiges Investieren bedeutet, dass neben Optimierung der finanziellen Rendite und Risiko auch Nachhaltigkeitskriterien in der Investitionsentscheidung berücksichtigt werden, wobei diese Ziele durchaus im Einklang zueinander stehen können, da nachhaltiges unternehmerisches Handeln oftmals mit technologischer Innovation, competitive advantages oder Produktivitätssteigerungen einhergehen, schildert Karl Weinmayer. Die EU sei hierbei sogar Vorreiter, in den USA rücken diese Regelungen am Finanzmarkt erst langsam in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Verschiedene Wege zur Klassifizierung
Die SFDR-Verordnung legt fest, wie Finanzprodukte hinsichtlich ihres Nachhaltigkeitsprofils zu klassifizieren sind, je nach Umfang und Tiefe der Nachhaltigkeitsziele. So gibt es Artikel 6 der Verordnung für traditionelle Produkte, Artikel 8 mit „light green“ für jene Produkte die Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen und Artkel 9 „dark green“ für Produkte, die konkrete Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten bei der Gestaltung solcher Produkte, erklärt Finanzexperte Karl Weinmayer: „Ein impact investment in ein Unternehmen oder oftmals konkretes Projekt hat beispielsweise den Zweck, Kapital zur Verfügung zu stellen, um ein explizites Nachhaltigkeitsziel zu erreichen, wie etwa die Reduktion von Co2 -Emissionen, erneuerbare Energie oder biologische Landwirtschaft.“ Socially Responsible Investing (SRI) sei wiederum breiter zu verstehen und beinhaltet ebenfalls finanzielle Entscheidungsprozesse, wo Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden, jedoch kein konkretes Nachhaltigkeitsziel verfolgt wird, beispielsweise das Screening von Unternehmen gemäß ESG-Rating, so Weinmayer.

Der Übergang zu einem an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichteten Finanzsystem impliziert für Marktakteure im Finanzsektor wesentliche Änderungen in der Strategie sowie in Geschäfts- und Betriebsmodellen. Aufgrund der Notwendigkeit zur Disclosure ist es für Unternehmen wichtig, Betriebe nachhaltiger zu gestalten. Investoren berücksichtigen bei der Unternehmensanalyse Nachhaltigkeitsreporting aktiver mit ein und verlangen Informationen dazu, der Druck zur Umsetzung ist demnach gestiegen.

Nachhaltige Anlageprodukte
Sogenannte Green Bonds und SRIs sind nachhaltige Produkte bzw. Anlagemethoden, die sowohl für Privatpersonen als auch Unternehmen verfügbar sind. Die Anzahl der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Anlageprodukte wächst stetig. Der größte Anteil an nachhaltig veranlagtem Kapital ist aktuell in Negativen-Screening-Strategien veranlagt, aber auch sogenannte ESG-Integration-Ansätze gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das bedeutet, dass konventionelle Kapitalanleger systematisch Umwelt-, Sozial-, und Governance-Aspekte (ESG) bei der Anlageentscheidungen miteinbeziehen.

Im Bereich des Impact Investing stehen auch in Österreich für interessierte Investoren bereits Angebote aus dem Crowdvesting und -funding Bereich für nachhaltige und soziale Projekte, Social Banking, Social Impact Bonds sowie Social Venture Capital zur Verfügung. Die Breitenwirksamkeit wird durch die Erweiterung des Angebots durch Banken und Fondsmanager erreicht, wo Österreichs Marktteilnehmer gerade dabei sind, dies entsprechend der Regulierung umzusetzen.

Neue Berufe entstehen
Durch die neuen Verordnungen entstehen auf lange Sicht auch neue Berufsfelder. Künftig werden etwa ExpertInnen gefragt sein, die sich in Unternehmen und in der Finanzwelt mit genau diesem Themengebiet auskennen. Ein neuer Kurs zu „Sustainable Finance and Disclosure Regulation“ wird sich im kommenden Jahr an der Privaten Wirtschaftsuniversität am Kahlenberg konkret mit diesen Themen beschäftigen, schildert Prof. Karl Weinmayer: „Für die Modul University ist es zentral, dass unsere StudentInnen aktuelle und zukünftige Trends frühzeitig bereits im Rahmen ihres Studiums kennenlernen und verstehen, welche Auswirkungen dies auf die zukünftige Arbeitswelt hat. Dabei geht es etwa um die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen über mehrere Bereiche, Prozesse sowohl operativ als auch strategisch, aber auch um Kapitalbeschaffung in einem nachhaltigkeitsorientierten Finanzmarkt sowie das Aufsetzen eines Nachhaltigkeitsreportings. Durch ihr Studium sollen sie darauf bestmöglich vorbereitet sein.“

Rückfragehinweis:
Lisa Lehensteiner
Kommunikation und Marketing
Modul University Vienna
Am Kahlenberg 1, 1190 Wien
T +43 / 1 / 3203555 109
E lisa.lehensteiner@modul.ac.at
W www.modul.ac.at