Über das Fischen im selben Teich

Weltweite Lockdowns, Reisebeschränkungen, jede Menge Bürokratie und eine fremde Sprache – gerade in Corona-Zeiten ist es besonders schwer, internationale Studierende und Forschende nach Österreich an Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu bekommen. Dies sind Haupterkenntnisse der Fachtagung „Recruiting International Potential for Austrian Higher Education Institutes: Obstacles and Opportunities during the New (Ab)Normal“ Anfang dieser Woche in Wien. Vertreter*innen aus dem Tertiärbereich haben zu den wichtigsten Themen internationaler akademischer Mobilität auch in COVID- 19 Zeiten konferiert und diskutiert: Mehrere Hochschulinstitutionen präsentierten ihre spezifischen Mechanismen zur aktuellen Studierendenakquirierung im internationalen Umfeld.

Willkommenskultur versus Bürokratie: Reformen erwünscht

Einigkeit bestand über notwendige gesetzliche Vereinfachungen von Einreise- und Aufenthaltsregelungen für Studierende und Forschende. In der aktuellen Durchführungspraxis dauert die Erlangung von Aufenthaltstiteln mitunter mehrere Monate, dazu müssen internationale Studierende und Forschende aus Nicht-EU Ländern auch ausreichende finanzielle Mittel und deren Ursprung schon bei Beantragung nachweisen. Auch Corona-Tests und Impfnachweise können Hindernisse darstellen. Willkommenskultur als Schlüsselelement für bessere und raschere Integration im Rahmen der Internationalität der Hochschulen wurde von Sektionschef Elmar Pichl vom Wissenschaftsministerium in seiner Begrüßung erwähnt. Dieses Thema zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. UNIKO-Präsidentin Sabine Seidler von der Universitätenkonferenz nannte eine zentrale Anlaufstelle für Hereinkommende als essentiell, auch mehr Stipendien für ärmere Herkunftsländer seien gefragt. Raimund Ribitsch, Präsident der Fachhochschul-Konferenz, erwähnte die mit COVID-19 boomenden Innovationen bei Online-Lehre und die gesteigerte geographische Diversität bei Studieninteressentinnen und -interessenten als positiv. ÖPUK-Präsident Karl Wöber von der Privatuniversitätenkonferenz kritisierte bürokratische Hürden und Bearbeitungsdauer vor der Einreise, was auch Tanja Raab von der Rechtsberatung der OeADGmbH in ihrem Referat behandelte. Gute Englischsprachkenntnisse als Lingua Franca in der akademischen Welt wurden von Vizerektor der FH Campus Wien Arthur Mettinger postuliert. Die Wichtigkeit internationaler Anerkennungen („Recognition matters in a lifetime“) betonte Ingrid Wadsack-Köchl von der Abteilung für internationales Hochschulrecht des Ministeriums in ihrem Beitrag.

Mehr als nur Mozart und Berge: Nischenspezifisches Marketing

Mehrere Hochschulinstitutionen, die Webster Vienna Private University, die Technische Universität Wien sowie das Management Center Innsbruck, präsentierten in Fachbeiträgen ihre jeweiligen Praxis-Beispiele zur Akquise internationaler Studierender. Je punktgenauer die Erstinformationen auf den verschiedensten Informationskanälen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Rekrutierung, so eine weitere Kernaussage. Es gelte abseits touristischer Klischees („Mozart und Berge“) als nischenspezifische Bildungseinrichtungen zielgruppenorientiertes Marketing in verständlichem Englisch für internationale Studierende und Forschende durchzuführen. Neben internationalen Messen und sozialen Medien bedienen sich die Institutionen bis zur Endauswahl zunehmend auch spezieller Rekrutierungsagenturen.

Lebensqualität und Sicherheit: Österreich-Spezifika

Bei der hochkarätigen Abschluss-Diskussion wurden als positive Elemente für den Studien- und Forschungsstandort Österreich bei Umfragen Lebensqualität und Sicherheit ins Treffen geführt. Laut Jakob Calice, Geschäftsführer der OeAD GmbH, bearbeitet die OeAD GmbH um die 5000 Anfragen pro Jahr von internationalen Studierenden zu Studieren oder Forschen in Österreich. Neben der Qualitätsstandards der Ausbildungen und der mitteleuropäischen geografischen Lage seien für Studierende und Forschende die Berufsaussichten für Standortentscheidungen ausschlaggebend, so Botschafter Emil Brix, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien. Nach Michael Stampfer, Geschäftsführer des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, wecke eine Tenure Track Kultur wie sie andernorts bereits fest etabliert ist, das Interesse von hochtalentierten jungen Forschenden, die es sich aussuchen können, wo auf der Welt sie arbeiten wollen.

Fischen im selben Teich: Gemeinsam

Aufgrund ähnlicher Interessenslagen der hochschulischen Bildungseinrichtungen („wir fischen im selben Teich“) plädierte der Rektor der Webster Vienna Private University Johannes Pollak für von allen hochschulischen Bildungseinrichtungen gemeinsamen Anstrengungen und Definition der Ziele von Internationalisierung. Serge Sych von der Central European University Budapest/Wien schlug gemeinsame weiterführende Beratungen aller Akteure zur Vereinfachung von Aufenthalts- und Alltagsthemen vor.

Die zahlreichen Anregungen während der Tagung werden, so Josef Leidenfrost Hochschulombudsmann, sowohl in internen Teamsitzungen des Wissenschaftsressorts als auch in speziellen interministeriellen COVID-19 Besprechungen eingebracht werden. Es ist zudem seitens der Veranstalter beabsichtigt, Kernthemen zur Rekrutierung im Bereich Wissenschaft und Forschung in den jährlichen Tätigkeitsbericht der Ombudssstelle an die Ressortleitung und an das Parlament aufzunehmen.

Ein Mitschnitt der Veranstaltung steht auf der Homepage des Hochschulombudsmannes unter www.hochschulombudsmann.at als Podcast zur Verfügung. Eine gedruckte Tagungsdokumentation ist in Vorbereitung.

Rückfragen & Kontakt:

Ombudsstelle für Studierende im BMBWF
Dr. Josef Leidenfrost, MA
Leiter der Ombudsstelle für Studierende
+43 1 53120 – 5533
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