Größe der Aortenklappe bestimmt Ausmaß der Klappenverkalkung bei schwerer Aortenstenose

Herzklappe: Größe nicht Geschlecht entscheidend für Verkalkung © Klaus Ranger

Neue Forschungsergebnisse der KL Krems hinterfragen bestehende Diagnosestandards der Aortenstenose und liefern neue Einblicke in geschlechtsunabhängige Verkalkungsmuster.

Krems, Österreich – (12. März 2025) – Eine aktuelle Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems) zeigt, dass die Größe der Aortenklappe maßgeblich das Ausmaß der Klappenverkalkung bei schwerer Aortenstenose (AS) beeinflusst. Diese Erkenntnis stellt bisherige diagnostische Kriterien infrage, die sich stark an geschlechtsspezifischen Schwellenwerten orientieren.

Traditionell wird der Schweregrad der Aortenstenose mithilfe des “Aortenklappen-Verkalkungs-Scores” (AVC) beurteilt, wobei unterschiedliche Schwellenwerte für Männer und Frauen gelten. Eine Studie unter der Leitung von Prof. Julia Mascherbauer, Leiterin der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 3 am Universitätsklinikum St. Pölten (einem Lehr- und Forschungsstandort der KL Krems), zeigt nun, dass die Größe des Aortenklappenanulus (dem Faserring, der die Klappe stützt) – und nicht das Geschlecht – einen entscheidenden Einfluss auf die Verkalkung hat. Demnach könnten bestehende Diagnosegrenzen insbesondere Patientinnen und Patienten mit kleineren Aortenklappen benachteiligen.

Im Rahmen der Studie wurden die kardialen Computertomographie-Daten von 601 Betroffenen mit schwerer Aortenstenose ausgewertet. Es zeigte sich, dass Frauen zwar im Allgemeinen kleinere Aortenklappen und niedrigere AVC-Werte aufwiesen, aber unabhängig vom Geschlecht ein starker Zusammenhang zwischen der AS und Klappengröße bestand. Dies deutet darauf hin, dass Betroffene mit kleineren Klappen aufgrund der derzeitigen geschlechtsspezifischen Diagnoseschwellen möglicherweise unterdiagnostiziert oder falsch klassifiziert werden.

Die wichtigsten Studienergebnisse sind:

1.           Korrelation von Klappengröße mit AVC-Werten: Es bestand ein signifikanter, geschlechtsunabhängiger Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Verkalkung und der Größe des Aortenklappenanulus.

2.           Risiko einer Fehlklassifikation: Personen mit kleineren Aortenklappen wurden häufiger unterhalb der aktuellen AVC-Grenzwerte eingestuft, obwohl sie eine schwere AS aufwiesen – ein Problem, das fast ein Drittel der Patientinnen und Patienten betrifft.

3.           Anpassung diagnostischer Kriterien notwendig: Die Ergebnisse legen nahe, die Klappengröße künftig in die Diagnose miteinzubeziehen und die derzeitigen AVC-Referenzwerte zu überarbeiten, um genauere Bewertungen zu ermöglichen und Fehleinschätzungen zu vermeiden.

Die Studie liefert eine fundierte Basis für die Weiterentwicklung diagnostischer Standards und könnte langfristig die Behandlungsstrategie für Patientinnen und Patienten mit Aortenstenose verbessern. Die Berücksichtigung der Klappengröße in Diagnoserichtlinien würde dazu beitragen, Verzögerungen in der Therapie zu vermeiden und die medizinische Versorgung zu präzisieren.

Durchgeführt wurde die Studie von der Abteilung für Kardiologie des Universitätsklinikums St. Pölten in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Radiologie des UK St. Pölten sowie den Abteilungen für Kardiologie der Medizinischen Universität Wien und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg. Sie unterstreicht das Engagement der KL Krems für praxisnahe Wissenschaft mit direktem Einfluss auf die klinische Medizin.

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Foto: Herzklappe: Größe nicht Geschlecht entscheidend für Verkalkung © Klaus Ranger

Originalpublikation: Association of aortic valve size with the degree of aortic valve calcification in severe high-gradient aortic stenosis. R. A. Mousavi, G. Lamm, M. Will, A. A. Kammerlander, P. Krackowizer, P. C. Gunacker, P. Höbart, N. Voith, M. F. Grüninger, K. Schwarz, P. Vock, U. C. Hoppe & J. Mascherbauer. European Heart Journal – Cardiovascular Imaging (2025) 00, 1–9. doi.org/10.1093/ehjci/jeaf002.