Über Brigitte Hamann

Portraitfoto Brigitte Hamann © dpa, bsc
Portraitfoto Brigitte Hamann © dpa, bsc

Die Historikerin Brigitte Hamann (Essen 1940 – Wien 2016) wird als eine der erfolgreichsten deutsch-österreichischen Historikerinnen in Erinnerung bleiben. Sie genoss zugleich die Anerkennung der universitären Geschichtswissenschaft wie jene des Publikums – und war damit eine Ausnahmeerscheinung unter den freien Historikern und Historikerinnen. In ihren Büchern, allen voran in „Hitlers Wien“, verband sich wissenschaftliche Präzision mit der seltenen Fähigkeit, Geschichte mitreißend zu erzählen.

Brigitte Hamann, die einmal über ihre deutsche Herkunft meinte: „Ich hatte einen anderen Blick auf Österreich und begann, mit einer gewissen Distanz zu schreiben“, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sie war eine Humanistin und es war ihr wichtig, viele Menschen mit ihren Publikationen zu erreichen, um Debatten im Großen und Reflexionsprozesse im Kleinen auszulösen.

Brigitte Hamann wird als eine der erfolgreichsten Historikerinnen des deutschen Sprachraums in Erinnerung bleiben. Sie hat für die Geschichtsforschung wertvollste Arbeit geleistet.

1978 wurde sie mit einer Dissertation über den österreichischen Kronprinzen Rudolf promoviert. Im gleichen Jahr veröffentlichte sie seine Biografie unter dem Titel Rudolf. Kronprinz und Rebell. Das Buch wurde ein großer Erfolg.

Seit ihrer Promotion arbeitete Brigitte Hamann als freiberufliche Historikerin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann entwickelte sie eine eigene Methode, populäre Themen der Geschichte auf der Grundlage intensiver Archivarbeit wissenschaftlich aufzuarbeiten, und in möglichst verständlicher Sprache einem breiteren Publikum zu vermitteln.

Hamanns Werk umfasst vor allem Monografien zu historischen Themen. In Österreich wurde sie insbesondere durch ihre Bücher über die Habsburger populär. Als ihre bekannteste Biographie kann jene über Kaiserin Elisabeth bezeichnet werden (“Elisabeth, Kaiserin wider Willen„). Dieses Buch erschien 1981 und wurde ins Italienische, Französische, Englische, Spanische und Ungarische übersetzt, allein in Ungarn verkaufte es sich 100.000-mal.

Sie schrieb auch über Mozart, die Familie Wagner und Bertha von Suttner und gab verschiedene zeitgeschichtliche Dokumente heraus, wie den Briefwechsel Kaiser Franz Josephs mit Katharina Schratt oder die teils geheimen Schriften Kronprinz Rudolfs. Zudem verfasste sie Kinderbücher über Kaiserin Maria Theresia und über Mozart. Als Standardwerk gilt das 1988 erschienene biografische Lexikon „Die Habsburger“.

Brigitte Hamann war für ihre minutiösen Recherchen bekannt. Sie betrieb intensive Archivarbeit und schrieb sehr präzise.

Werke (Auswahl)

Rudolf, Kronprinz und Rebell, 1978
Elisabeth, Kaiserin wider Willen, 1981
Bertha von Suttner, ein Leben für den Frieden, 1986
Die Habsburger, Biographisches Lexikon (Hg.), 1988
Nichts als Musik im Kopf. Das Leben von Wolfgang Amadeus Mozart (Kinderbuch), 1990
Meine liebe, gute Freundin. Die Briefe Kaiser Franz Josephs an K. Schratt (Hg.), 1992
Elisabeth. Bilder einer Kaiserin, 1995
Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators, 1996
Der Erste Weltkrieg: Wahrheit und Lügenin in Bildern und Texten, 2002
Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth, 2002
Die Familie Wagner, 2005
Kronprinz Rudolf. Ein Leben, 2005
Ein Herz und viele Kronen. Das Leben der Kaiserin Maria Theresia (Kinderbuch, ill. v. R. Rettich), 2004
Mozart. Sein Leben und seine Zeit, 2006
Hitlers Edeljude. Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch, 2008
Österreich. Ein historisches Portrait, 2009

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

Heinrich-Drimmel-Preis, 1978
Premio Comisso, 1982
DANUBIUS Donauland-Sachbuchpreis, 1986
Anton-Wildgans-Preis, 1995
Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch, 1998
„Buch des Jahres 2002“ für „Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth“ (verliehen von der Zeitschrift Opernwelt), 2002
„Buch des Jahres 2002“ ebenfalls für „Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth“ (verliehen von der Zeitschrift Damals), 2002
Ehrenpreis des Presseclubs Concordia, 2002
Preis der Stadt Wien für Publizistik, 2004
Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber, 2006
Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln, 2012