Die Anamnese stellt eine der wichtigsten Basisfertigkeiten einer Ärztin oder eines Arztes dar. Man schätzt, dass 60% aller Diagnosen bereits allein aus anamnestischen Angaben getroffen werden können (weitere 20% aus physikalischer Krankenuntersuchung, die restlichen 20% dann unter Zuhilfenahme von Labor und bildgebenden Verfahren). Neben den Inhalten dieses PatientInneninterviews (aktuelle Beschwerdesymptomatik, Krankengeschichte, psychosoziale Anamnese, Familienanamnese, und vegetative Anamnese) spielt die Kommunikation hier eine wesentliche Rolle. Die PatientInnen sollen initial aktiv ermutigt werden ihr Problem frei und ohne Unterbrechung zu schildern. Erst in einem zweiten Schritt soll der/die ÄrztIn dann das Bild, das sich ihr/ihm eröffnet hat, durch gezielte Fragen vervollständigen. Dieser Ansatz kostet, professionell durchgeführt, kaum mehr Zeit– eine gute Erstaufnahme spart im Gegenteil in Folge viele unnötige Zusatzuntersuchungen.

Im Skills Lab der KL werden die Studierenden auf ihre Famulaturen (Krankenhauspraktika) vorbereitet. Im Anamnesetraining mit besonderer Berücksichtigung der Arzt/Patient-Kommunikation üben Studierende das PatientInneninterview mit SchauspielpatientInnen im Kleingruppenunterricht. Die jeweils gesprächsführenden Studierenden werden gefilmt und von der Gruppe, der SchauspielpatientIn und der Lehrperson unter Zuhilfenahme einer Checkliste nach verschiedenen Aspekten beurteilt. In einer Feedbackrunde wird das Gespräch anschließend diskutiert. Studierende sollen abschließend ein umfassendes Bild vom Problem des Patienten erworben haben und sie sollen erfahren haben, wie professionelle Kommunikationstechniken und der Aufbau einer Beziehung zum Patienten dabei hilfreich waren, dieses Ziel in kurzer Gesprächszeit zu erreichen. Der Kurs wird vorbereitend von eLearning Modulen begleitet. Der Lernerfolg wird im Rahmen einer praktischen Jahresabschlussprüfung festgestellt.

Erfunden wurde das Konzept von Dr. Howard Barrows, der erstmals 1963 einen Schauspielpatienten mit der Rolle „Multiple Sklerose im fortgeschrittenen Stadium“ zum Einsatz brachte. SchauspielpatientInnen werden anhand eines Rollenskripts trainiert und im „Feedback geben“ speziell geschult. Der entscheidende Vorteil des Einsatzes von SchauspielpatientInnen im Vergleich zu echten PatientInnen ist die Möglichkeit, realitätsnahe Situationen in einem geschützten Kontext zu simulieren.